Geht es nach den führenden NADOs, soll es zu keiner Bekanntschaft russischer Sportler mit Soohorang und Bandabi kommen. Die Pyeongchang-Maskottchen waren kürzlich noch bei einem Treffen von Russlands Präsident Wladimir Putin und seinem südkoreanischen Amtskollegen Moon Jae-in Wladiwostok mit von der Partie.

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Pyeongchang – Die führenden Nationalen Anti-Doping-Agenturen (NADOs) haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen dessen inaktiver Haltung in der Russland-Frage scharf kritisiert und zugleich den Komplett-Ausschluss Russlands aufgrund nachgewiesener Manipulation und Korruption bei Olympia 2014 in Sotsch von den Winterspielen 2018 gefordert. "Die Untätigkeit des IOC gefährdet die sauberen Athleten und die Zukunft der olympischen Bewegung", heißt es in einem Statement von 17 NADOs.

Die Stellungnahme war auf einem Treffen der 17 Anti-Doping-Agenturen am 12. und 13. September in Denver verabschiedet worden. Daran hatten unter anderem die Agenturen der USA, Deutschlands, Großbritannien und Österreichs teilgenommen.

Zeit, um zu handeln

"Es ist Zeit zum Handeln, die Lippenbekenntnisse müssen aufhören. Die sportliche Führung und die Organisationen eines Landes sollten keine Legitimation für Olympia erhalten, wenn sie bewusst die Regeln verletzen und damit saubere Athleten berauben. Dies wäre insbesondere unfair vor dem Hintergrund, dass einzelne Athleten bestraft werden, welche die Regeln verletzten", hieß es in einem Statement der NADOs und der iNADO, dem Zusammenschluss von 68 Nationalen Anti-Doping-Agenturen.

Die NADOs forderten: "Das IOC muss aufhören, die Sache vor sich herzuschieben, und muss sofort bedeutsame Maßnahmen treffen. Das Versagen, zielgerichtet Doping bei individuellen russischen Athleten zu untersuchen, stellt eine eindeutige und gegenwärtige Bedrohung für saubere Athleten weltweit und für die Winterspiele 2018 da."

Zweifel an Sauberkeit von Pyeongchang

Die Anti-Doping-Agenturen äußerten "ernsthafte Zweifel daran, dass die Spiele 2018 sauber sein werden angesichts der unvollständigen Untersuchung der massiven Hinweise und Indizien auf Dopingvergehen russischer Athleten in Sotschi und der unzureichenden Tests bei russischen Athleten in den vergangenen vier Jahren."

Der frühere Leiter des Moskauer Anti-Doping Labors, Gregori Rodtschenkow, hatte im Mai 2016 zugegeben, dass es bei den Winterspielen in Sotschi 2014 ein staatlich gestütztes Dopingsystem gegeben habe. Mehrere Dutzend russischer Sportler sollen gedopt gewesen sein. Auch die Ermittlungen des kanadischen WADA-Sonderermittlers Richard McLaren belasteten die Russen im Hinblick auf ihre olympischen Heimspiele schwer. Mehr als 1000 russische Sportler sollen von den illegalen Machenschaften profitiert haben.

IOC-Maßnahmen im Herbst

Zwei IOC-Kommissionen befassen sich derzeit mit den Skandalen. Das IOC will im Herbst, noch vor Beginn der Wintersportsaison und rechtzeitig vor den Winterspielen, Maßnahmen treffen.

Zuletzt hatten Berichte für Aufsehen gesorgt, das IOC habe sich bereits für eine hohe Strafzahlung als einzige Maßnahme gegen Russland entschlossen. Der Dachverband, der auf eine komplette Verbannung russischer Athleten von den Spielen in Rio de Janeiro verzichtet hatte, bezeichnete dies als "reine Spekulation". (sid, APA – 14.9. 2017)

Link:

Das Statement der NADOs im Wortlaut (Englisch)