Der ehemalige Klostergarten der Kapuziner in Linz soll verbaut werden.

Foto: Erich Gusenbauer

Linz – Im ehemaligen Klostergarten der Kapuziner in Linz will man künftig hoch hinaus. Nicht etwa um dem Herrn ein Stück näher zu sein, sondern vielmehr um ein Maximum an Wohnraum zu schaffen. Konkret hat der Orden – bereits 1991 zog der letzte Kapuziner die Kutte über und kehrte der Landeshauptstadt den Rücken – einen baurechtlichen Vertrag mit der Arbor Liegenschaftsverwaltungs GmbH abgeschlossen. Diese plant, gemeinsam dem Linzer Architekten Jörg Stögmüller, einen vier- und einem zwölfstöckigen schmalen Block mit Kleinwohnungen.

Mit einem ersten Entwurf "Klostergarten Kapuziner" blitzte man aber im Juli beim Linzer Gestaltungsbeirat ab. Die Dichte der Verbauung sei "maximal überzogen", zwei Gebäude zu viel und eines zu hoch. Kommenden Montag werden die Bauherren einen zweiten Versuch starten. Wie das Projekt nach der nötigen Redimensionierung aussehen soll, ist offen – eine diesbezügliche Standard-Anfrage sowohl beim Architekten als auch der Liegenschaftsverwaltung blieb unbeantwortet.

200 Mitglieder

Sehr konkret ist hingegen der Protest der Anrainer gegen den Verbau des Kapuziner-Grüns zwischen der Michael Reitter-Schule, wo normalsinnige gemeinsam mit seh- und hörbeeinträchtigten Kindern die Schulbank drücken, und dem ehemaligen Kloster. Die Bürgerinitiative "Zukunft Klostergarten" zählt mittlerweile über 200 Mitglieder. "Ohne Rücksicht auf das Stadtbild, die historisch gewachsenen Strukturen und Gegebenheiten, wird dem unter Denkmalschutz stehenden Kloster und der Landesschule auf die Pelle gerückt", ärgert sicher Plattform-Sprecher Erich Gusenbauer im STANDARD-Gespräch.

Und auch was die Neuauflage der Pläne betrifft, zeigt man sich wenig optimistisch. "Falls die Entwickler glauben, mit kleinen Korrekturen und Retuschen und der Salamitaktik vorgehen zu können, seien sie gewarnt: Wir werden an diesem Ort kein überdimensioniertes 08/15 Investorenprojekt zulassen", ist Gusenbauer, der auch Lehrer an der Michale-Reitter ist, überzeugt. Vor allem sieht der Pädagoge Einschränkungen für die Schüler: "Durch die Bebauungsdichte und die Höhe der Gebäude werden alle ostseitig gelegenen Klassen der natürlichen Belichtung beraubt."

Zwingende Ordensgeschäfte

Beim Bettelorden bittet man hingegen um Nachsicht: "Es ist für uns Kapuziner eine Realität, dass wir aufgrund des Älter werdens der Gemeinschaft manche Standorte nicht mehr selbst nutzen können. Für diese nicht benötigten Liegenschaften streben wir möglichst langfristige Nutzungen an. Über einen Teil der Linzer Liegenschaft wurde ein Vertrag mit einem Baurechtsnehmer unterzeichnet. Diese Vergabe befindet sich unter Einbeziehung von Stadt und Bevölkerung in der ersten Stufe der Entwicklung, daher kann über die Größe derzeit noch nichts gesagt werden. Über den Rest laufen Verhandlungen", erläutert Bruder Erich Geir, Provinzial der Kapuziner. (Markus Rohrhofer, 17.9.2017)