Der Einsatz für Frauenrechte sei längst überholt, hört man immer wieder. Vor allem dann, wenn man auf bestehende Ungerechtigkeiten hinweist. Wir brauchen angeblich keine Quote, keine Frauenförderung. Wer Hausarbeit, Angehörigenpflege und Aufzucht der Kinder zu überwältigendem Anteil übernimmt, ist sowieso selbst schuld, wenn am Ende nix ins Börserl schneit.

Die eine Partei, dunkelblau, wollte in der Vergangenheit schon Frauenhäuser schließen, weil sie Ehen zerstören würden. Die neue blasstürkise Partei widmet derzeit in ihrem Aufbruchstext den Frauen gerade einmal zwei Absätze, die von mindestens vier Phallussymbolen von Gurke bis Lippenstift begleitet sind – dafür aber ohne konkreten Vorschlag, wie denn die Lage konkret zu bessern sei. Etwas später kam noch der großzügige Nachtrag, dass Alleinerzieherinnen ihren Expartnern doch um den Steuerbonus hinterherrennen sollen, wenn sie in dessen Genuss kommen wollen.

Das alles sind mitnichten gerechte, sondern Gnade-vor-Recht-Szenarios, die Würde und Selbstständigkeit einschränken bis verunmöglichen. Dass übrigens die letzte Runde der Chefredakteure ausschließlich aus Männern bestand, zeigt das Problem auf anderer Ebene. Wir sind weit davon entfernt, gleichberechtigt zu leben. Recht oft macht derzeit der Spruch die Runde, Frauen könnten die Wahl entscheiden. Man kann nur hoffen, dass sie es in ihrem Interesse tun. (Julya Rabinowich, 17.9.2017)