Wien (APA) – Vier Wochen vor der Nationalratswahl lachen nicht nur die Politiker von Plakaten, auch die Ärztekammer startet eine Kampagne. Unter dem Motto "Ohne Ärzte geht's nicht" wendet sich die Standesvertretung mit Online-Videos und Plakaten in Wien, der Steiermark und dem Burgenland an die Bevölkerung und die Politik. Aufmerksam machen will man vor allen auf einen drohenden Ärztemangel.

Auf den Plakaten werden drei Forderungen erhoben: "Drohenden Ärztemangel beheben", "Das Primärversorgungsgesetz reparieren" und "Mehr ärztliche Kompetenz in die Politik". In den Videos stellt auf nicht ganz ernst zu nehmende Art und Weise ein Mann dar, was passieren könnte, wenn es keine Ärzte gibt: Einmal versucht er sich wegen Bauchschmerzen selbst zu operieren, ein anderes Mal legt er sich mit hohem Fieber vor den geöffneten Gefrierschrank und im dritten Video versucht er sich mit Herzbeschwerden an eine Batterie anzuschließen. Neben den Videos und Plakaten sind auch Inserate in Regionalmedien geplant. Als Kosten der Kampagne wird ein Betrag "im niedrigen sechsstelligen Bereich" genannt.

Mit witzigen Videos soll auf die Gefahr eines Ärztemangels hingewiesen werden.
Österreichische Ärztekammer

Reformbedarf in Gedächtnis rufen

Die Ärztekammer will mit der Kampagne den wahlwerbenden Parteien und der künftigen Bundesregierung den ihrer Meinung nach dringenden Reformbedarf in der Gesundheitsversorgung ins Gedächtnis rufen. Der Vizepräsident und Obmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, bestätigte bei der Präsentation auch, dass der Zeitpunkt im Nationalratswahlkampf kein Zufall sei. Er kündigte außerdem an, dass die jetzige Kampagne nur ein erster Schritt sei und man diese "in der einen oder anderen Art" weiterführen werde.

Steinhart betonte, dass es "höchste Zeit für eine Trendumkehr" in der Gesundheitspolitik sei. Auf den Ärztemangel habe die Politik "keine Antwort". Stattdessen werde nur eine Ideologie verfolgt und Primärversorgungszentren errichtet. Die Leiterin des Referats Primärversorgung, Naghme Kamaleyan-Schmied, wandte sich gegen eine Subventionierung solcher Zentren, die nicht wohnortnah seien und keine Zuwendungsmedizin und keine freie Arztwahl garantieren würden. Sie forderte stattdessen eine Vernetzung bestehender Arztpraxen. Der stellvertretende Obmann der niedergelassenen Ärzte, Norbert Meindl, forderte attraktivere Arbeitsbedingungen für die Allgemeinmediziner, um dem Ärztemangel zu begegnen. Neben 1.300 zusätzlichen Kassenstellen verlangte vor allem eine Abschaffung der Deckelungen und Degressionen in den Honoraren.

Zur Forderung nach mehr ärztlicher Kompetenz in der Politik stellte Steinhart klar, dass es den Ärzten nicht um prestigeträchtige Positionen gehe, sondern um eine Mitsprache in den Gremien, in denen Entscheidungen getroffen werden, wie etwa in den Zielsteuerungskommissionen. (APA, 18.9.2017)