Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hat das türkische Außenministerium den deutschen Botschafter einbestellt. Erst am Samstag hatte Martin Erdmann im Außenministerium in Ankara antreten müssen, weil die Türkei sich über eine Kurdendemonstration in Köln beschwert hatte.

Nach Informationen des "Spiegel" hat die Türkei Erdmann nun am Montagnachmittag wegen der Armenien-Resolution des deutschen Bundestags einbestellt. Dass er zweimal in drei Tagen zum Termin gebeten wird, ist durchaus ein Novum.

Die Armenien-Resolution ist ein Dauerstreitpunkt zwischen der Türkei und Deutschland: Der Bundestag hatte damit im Sommer 2016 deutlich ausgedrückt, dass er die Türkei für den Massenmord und die Vertreibung von Armeniern zur Zeit des Ersten Weltkriegs verantwortlich macht. Die deutsche Regierung hatte sich damals von der Resolution distanziert und sich in Deutschland viel Kritik dafür gefallen lassen müssen.

Das schlechte Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei basiert aber nicht nur darauf. Mittlerweile ist die Liste der Streitpunkte lang. Vor allem seit dem Putschversuch und den darauffolgenden repressiven Maßnahmen der türkischen Regierung hängt der Haussegen schief. Im April empörten geplante türkische Wahlkampfreden vor Auslandstürken Deutschland und wurden untersagt. Mitte Juli sorgte die Inhaftierung von zehn Menschenrechtsaktivisten in der Türkei für Empörung. Der Abzug deutscher Soldaten vom türkischen Stützpunkt Incirlik markierte im Sommer einen neuen Tiefpunkt.

Die Türkei ist auch im deutschen Wahlkampf ein Thema, insbesondere die Debatte über einen Abbruch der EU-Beitrittsgespräche. (red, 18.9.2017)