Mensur Suljovic erwarf sich in Cardiff den Titel und sein bisher höchstes Preisgeld (100.000 Pfund).

Foto: PDC/Lawrence Lustig

Cardiff/Wien – Am Montagnachmittag hatte Mensur Suljovic den Erfolg noch nicht ganz realisiert. Die Champions League gewinnt man nicht alle Tage. "Das war sicher der beste Moment meiner Karriere", sagte er dem STANDARD, ehe er den Flug von Cardiff nach Wien antrat.

Erstmals war der Dartspieler aus Wien bei der Champions League of Darts angetreten – ein Einladungsturnier für die besten acht Spieler der Welt. Suljovic ist Weltranglisten-Siebenter. Es war Suljovics erster Major-Titel auf der PDC-Tour. Im Finale setzte er sich am Sonntag mit 11:9 gegen Gary Anderson durch. Den Schotten hatte Suljovic schon in der Vorrunde des Turniers besiegt – mit 10:3.

Trotzdem: vor dem Finale glaubte er nicht an den neuerlichen Erfolg gegen den zweifachen Weltmeister. "Ich habe gewusst, dass ich gut bin. Aber das Finale ist etwas Anderes. Er ist noch immer die Nummer zwei der Welt."

Van Gerwen scheiterte in der Vorrunde

Suljovic ging mehr oder weniger ohne Druck in das Turnier. Die Favoriten waren andere. Allen voran der Weltranglistenerste Michael van Gerwen. Der Niederländer aber scheiterte schon in der Gruppenphase. "Bei mir ist es super gelaufen", sagte Suljovic. Die Nervosität hielt sich in Grenzen. Hie und da ist der 45-Jährige in der Vergangenheit schon an seinen Nerven gescheitert.

In Cardiff schaffte er das eine oder andere High-Finish, sprich er brachte eine hohe Punktzahl mit einer Aufnahme von drei Darts auf null. Im Halbfinale fixierte Suljovic etwa mit einem 160er-Finish den 11:9-Sieg gegen den Niederländer Raymond van Barneveld. "Ich habe die Finishs speziell trainiert", sagte Suljovic. Damit habe er zuletzt Probleme gehabt. "Man muss immer an seinen Fehlern arbeiten. Und ich habe in letzter Zeit viele Fehler gemacht." In Cardiff machte er wenige Fehler.

Geholfen haben ihm auch schwerere Darts. Eine Woche lang hat er sie im Training probiert. "Da habe ich schon gesehen, die fliegen gut." Also warf er auch in Cardiff mit ihnen.

Zitterhände vor dem Sieg

Die Nervosität konnte er nicht wegtrainieren. Im Finale am Sonntag war sie wieder da. "Ich habe Zitterhände gekriegt. Das war schlimm." Anderson hatte die Chance auf den Ausgleich vergeben, Suljovic musste 28 auf null bringen, also einmal das Doppel-14-Feld treffen. An sich keine besonders schwere Übung für einen Spitzendartspieler. Aber es ging eben um den Titel.

Suljovic wollte schon werfen, ging noch einmal zurück, trank Wasser, schüttelte seine Arme, wollte wieder werfen, schüttelte noch einmal den rechten Arm, dann warf er, dann traf er. Jubel. Großer Jubel. Großer Gewinn. 100.000 Pfund (rund 114.000 Euro) erhielt er für den Triumph. "Ungefähr die Hälfte bleibt mir." Es ist Suljovics bisher höchstes Preisgeld. Lange Zeit hat der Wiener in seiner Karriere draufgezahlt. Vor knapp drei Jahren wollte er aufhören, dann platzte doch noch der Knoten. Er kann nun von seinem Sport leben.

Jetzt freut sich Suljovic auf ein paar Tage mit der Familie. Viel Zeit bleibt ohnehin nicht. Er müsse trainieren, sagte er. "Fünf bis sechs Stunden pro Tag. Sonst ist man schnell weg." Suljovic will in der Spitze bleiben. Das sei einfacher, als in die Spitze zurückzukehren. (Birgit Riezinger, 18.9.2017)