Eine gute Raumaufteilung ist 30 Prozent der Wohnungssuchenden besonders wichtig.

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Die steigenden Immobilienpreise beschäftigen nicht nur Wohnungssuchende, sondern sind auch großes Wahlkampfthema, wie der Vorstoß von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zum Mietrecht am Montag zeigte.

Der Aufwärtstrend bei Immobilienpreisen in Wien halte an, berichtete auch s-Real-Geschäftsführer Michael Pisecky am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse einer Wohnumfrage, die jährlich von s Real und der Immobilienplattform Wohnnet durchgeführt wird. Gleichzeitig würde aber auch die Verwertungsdauer steigen, weil immer länger überlegt werde.

"Downsizing" wird Thema

Die Wohnumfrage-Ergebnisse im Detail: Als Grund für ihre Wohnungssuche gaben 27 Prozent der fast 2100 online befragten Wohnungssuchenden an, dass ihnen ihre derzeitige Immobilie zu klein geworden ist. 15 Prozent wollen den Wohnort wechseln, 18 Prozent ihr Mieterdasein beenden und daher eine Immobilie kaufen.

Sieben Prozent der Befragten wollen mit der neuen Immobilie ihre Kosten senken, bei drei Prozent ist der Mietvertrag abgelaufen. Immerhin vier Prozent wollen sich sogar verkleinern. Der Trend des "Downsizing" werde also auch in Österreich langsam zum Thema, schlussfolgern die Studienautoren. Auch der Wunsch nach Generationenwohnen oder Wohngemeinschaften würde hierzulande wachsen.

62 Prozent der Befragten sind auf der Suche nach Eigentum, 38 Prozent wollen hingegen eine Immobilie zum Mieten: "Wobei bei Mietern oft der Wunsch nach Mietkauf besteht", betonte Pisecky. Er sieht zudem eine "bemerkenswerte Entwicklung" darin, dass die Suche nach Häusern zum Kauf im Vergleich zum Vorjahr angezogen hat. "Hier gibt es eine spürbare Gegenbewegung zum Wohnen in den Ballungsräumen", glaubt er. Auch bei jenen, die Immobilien zur Miete suchen, seien Häuser mit acht Prozent "durchaus aus dem Nischendasein gekommen".

Virtual-Reality im Kommen

Der Hauptgrund für die Suche nach Immobilien zur Miete sind laut Umfrageergebnissen mangelnde finanzielle Möglichkeiten. 52 Prozent der Befragten, die kaufen wollen, möchten in Zukunft nicht mehr übersiedeln, 22 Prozent sehen die Immobilie als Altersvorsorge.

Egal ob Miete oder Kauf: Besonders wichtig für Immobiliensuchende sind mit 50 Prozent Freiflächen wie Garten, Terrasse oder Balkon. Ebenfalls wichtig ist den Wohnungssuchenden eine gute Raumaufteilung. Abgefragt wurde heuer erstmals, ob die Befragten auch bereit wären, in einem leerstehenden Geschäftslokal im Erdgeschoß zu wohnen, wenn das günstiger wäre. Immerhin 40 Prozent der Befragten stehen dem positiv gegenüber — besonders Ausländer und junge Menschen seien dem gegenüber offen. Pisecky rät Immobilieneigentümern daher, sich angesichts leerstehender Erdgeschoßlokale auch mit dieser Möglichkeit auseinanderzusetzen.

Immer interessanter wird für Wohnungssuchende auch die Vorab-Besichtigung mittels Virtual-Reality-Technologie: 82 Prozent der Befragten betrachten die virtuellen Rundgänge durch die Wohnung mittlerweile als hilfreich.

Kritik an SPÖ-Mietrecht

Den von der SPÖ erneut aufs Tapet gebrachten Entwurf zum Universalmietrecht sieht Pisecky, seines Zeichens auch Fachgruppenobmann der Wiener Immobilien- und Vermögenstreuhänder, wenig überraschend kritisch: Das Universalmietrecht der SPÖ, das eine Mietendeckelung nach 20 Jahren vorsieht, sei eine "Bedrohung des privaten Wohnbaus", so Pisecky: "Wer baut dann überhaupt noch neue Wohnungen?" Günstige Wohnungen gebe es bereits im Bestand. Wichtig sei aber, dass jene diese Wohnungen bekommen, die sie auch brauchen.

Beim von der SPÖ wiederholt geforderten Aus für die Maklergebühren für Mieter verwies Pisecky auf das in Deutschland 2015 eingeführte Bestellerprinzip. Es besagt, dass den Makler der bezahlt, der ihn beauftragt. Dadurch seien viele günstige Wohnungen vom Markt verschwunden, argumentiert der Makler-Obmann: "Die gefragten Wohnungen werden nun intransparent an jene mit guten Verbindungen vergeben." Wer den lokalen Immobilienmarkt nicht kenne, sei so im Nachteil. (zof, 19.9.2017)