30 Betriebe waren am Dienstag bei der von "Arbeit Plus Wien" veranstalteten Jobmesse zu Gast.

Foto: Andy Urban

Pünktlich um zehn Uhr waren sie da, und ihr Ziel war klar: einen Job zu finden, damit die Arbeitslosigkeit endlich ein Ende hat. Die Rede ist von vier Frauen, die sich bei der Arbeitsstiftung des Wiener Arbeitnehmerinnen Förderungsfonds (Waff) kennengelernt haben und lieber anonym bleiben möchten. Drei von ihnen waren mehr als zwanzig Jahre bei der Post beschäftigt, die vierte Dame bei einer Bank. "Bei der Arbeitsstiftung konnte ich eine Umschulung machen. Die ist jetzt aber vorbei, und deswegen bin ich auf Jobsuche", erzählt eine der Frauen. Bewerbungen habe sie "locker schon 35 geschrieben", eingeladen sei sie aber nie ge worden. Die anderen drei Frauen nicken zustimmend. "Wenn man nur noch drei Jahre bis zur Pension hat, ist es nicht einfach. Da wird nur auf das Geburtsdatum geschaut, und das war’s dann", sagt eine andere.

Vorurteile gegen Ältere

Erfahrungen wie diese kennen die meisten der Besucher, die am Dienstag ins Rathaus kamen. Zum zehnten Mal bot dort die von "Arbeit Plus Wien" (vormals Wiener Dachverband für sozialöko nomische Einrichtungen) veranstaltete Messe Gelegenheit, sich über Angebote von sozialintegrativen Betrieben, aktuelle Stellenangebote sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu informieren.

Dieses Jahr im Fokus: ältere Arbeitnehmer. "Der positive Trend bei den Arbeitslosenzahlen schlägt sich in dieser Personengruppe leider noch nicht nieder", sagt Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) beim Besuch der Messe. Warum es die Älteren so schwer haben, liege unter anderem an Vorurteilen von Personalverantwortlichen gegenüber dieser Altersgruppe. Deswegen sei auch die Aktion 20.000 so wichtig, sagt Stöger. "Seit Juni sind bereits 1000 ältere Arbeitssuchende an Gemeinden oder gemeinnützige Organisationen vermittelt worden", bis zum Jahresende werde sich noch einiges tun, und für 2018 sei man bereits mit vielen Stellen in Kontakt. "Es gibt so viele Arbeiten, die der Markt nicht bezahlt, die aber notwendig sind." Den Menschen würden diese Tätigkeiten wieder eine Perspektive geben "wie auch diese Messe", sagt Stöger.

"Geringe Auffassungsgabe"

Das bestätigen die vier Damen. Von der Aktion 20.000 hätten sie gehört, das Angebot würden sie gern nützen. So einfach sei aber auch das nicht: "Ich war für eine solche Stelle bei der MA 35, habe aber eine Absage erhalten. Beim Vorstellungsgespräch wurde mir dort gesagt, dass man über die geringere Auffassungsgabe der Menschen über 50 Bescheid wisse", erzählt die ehemalige Post-Mitarbeiterin empört. "So ist das, auch hier sind wir die Abgestempelten."

Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Jobsuche wollen sich die vier Frauen nun eben am zweiten Arbeitsmarkt umschauen: Bei der Volkshilfe, der Caritas, Job-Transfair und anderen Institutionen finden Langzeitarbeitslose dabei eine befristete Beschäftigung, individuelles Coaching und sozialarbeiterische Unterstützung – 2016 wurden insgesamt rund 28.000 Personen in einem sozialökonomischen Betrieb oder einem gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt gefördert. Und wenn alles gutgeht, werden die Menschen übernommen.

Nicht aufgeben

Geklappt hat das bei Sabine Luksch, die mit ihrer Geschichte den Messebesuchern Mut machen möchte. Nachdem ihre Ehe zerbrochen und damit auch das gemeinsame Tonstudio Geschichte gewesen ist, stand sie "frei am Markt, ohne etwas gelernt zu haben und ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld". Nach sechs Monaten Anstellung bei Job-Transfair und drei befristeten Jobs landete sie beim Grätzlhotel in Wien und wurde übernommen. "Jetzt bin ich seit zwei Jahren als Hausdame dort und natürlich sehr glücklich", sagt Luksch.

Gegen Mittag haben die vier Frauen ihren Rundgang abgeschlossen. Sie seien gespannt, ob sich durch den heutigen Messebesuch etwas ergibt. "Aber auch wenn nichts passiert: Aufgeben werden wir sicher nicht." (lhag, 19.9.2017)