Walter Rosenkranz (FPÖ) wundert sich über opportunistische "Staatskünstler".

Foto: Heribert Corn, www.corn.at

Wien – Sein Weg ins Parlament führte u. a. über die schlagende Burschenschaft Libertas, den Ring freiheitlicher Studenten und den Gemeinderat in seiner Heimatstadt Krems. Zum Kultursprecher befähige Walter Rosenkranz vor allem seine Nähe zur Musik, wie er im STANDARD-Gespräch sagt. Neben seinem Jusstudium kann der 55-Jährige nämlich auch auf eine Ausbildung als Musikschullehrer und zwei Universitätsjahre im Konzertfach Gitarre verweisen.

Aber auch für das Theater oder die bildende Kunst kann er sich begeistern: "Stimmungsimpressionisten des 19. Jahrhunderts, speziell Wachau-Maler – das ist meiner Heimat geschuldet." Im Frühjahr 2018 wird Rosenkranz dorthin zurückwechseln, sein sicheres Nationalratsmandat gegen die FPÖ-Spitzenkandidatur bei der niederösterreichischen Landtagswahl tauschen. Als Bundeskultursprecher dankt er somit ab.

Wer nach Grundansichten freiheitlicher Kulturpolitik sucht, wird weniger im diesbezüglich knappen Wahlprogramm, sondern im Handbuch freiheitlicher Politik fündig: Dort gibt es etwa das Bekenntnis zum "deutschen Kulturraum" oder Angriffe gegen die "leeren Denkhülsen der 'Alt-68er'". Natürlich sei Österreich eine eigenständige Kulturnation, präzisiert Rosenkranz, "aber Goethe/Schiller sind mir nicht fremd".

Kulturbudget "hoch genug"

Was die 68er betrifft, so habe man es in der etablierten (roten) Kulturpolitik tatsächlich mit "Freunderlwirtschaft", "Staatskünstlern" und "Subventionitis" zu tun, wo nur das gefördert werde, "was ideologisch dazupasst". "Da muss man sich jeden einzelnen Steuereuro genau anschauen", so Rosenkranz. Klar sei: "Künstler lassen sich gern für die politisch Herrschenden instrumentalisieren." Seit vielen Jahren fordere man vergeblich die konsequente Umsetzung einer Transparenzdatenbank. Das Kulturbudget sei jedenfalls "hoch genug".

Bei der Frage, was gefördert werden soll, hält Rosenkranz die sogenannte Hochkultur und Repräsentatives für prioritär: "Nach Österreich kommen die Leute wahrscheinlich nicht, um jemanden zu hören, der sich im Hinterhof Didgeridoo-Blasen beigebracht hat. Das ist nicht das, was ich staatlich fördern muss."

Subventionen für freie Initiativen würde Rosenkranz "eher einschränken". Bis zu einem gewissen Grad müsse man sich eben auch am freien Markt bewähren. Wichtig sei es, Kunst-Unis budgetär gut auszustatten oder die Musikschulen (derzeit in Länderhand) zu vereinheitlichen. Volkskultur und Blasmusik seien besonders auf dem Land wichtig, "weil damit viele in die Hochkultur hineinwachsen". Dem Projekt Haus der Geschichte stehe die FPÖ positiv gegenüber. Einzig die Raumsituation in der Neuen Burg sei nicht optimal. Wenn auf dem Heldenplatz ein Tiefspeicher für die Nationalbibliothek entstehen soll, so könne man darüber nachdenken, ein Haus der Geschichte nach dem Vorbild des Louvre unterirdisch im Bereich Kunst- und Naturhistorisches zu bauen.

Bekenntnis zur NS-Aufarbeitung

Von einer Umbenennung des Heldenplatzes hält Rosenkranz nichts. Auch sonst sei diese Form der "Damnatio memoriae" (Auslöschung) in der Gedenkkultur meist fehl am Platz. "Karl Lueger hat natürlich den klerikalen Antisemitismus gepredigt. Aber wenn der Lueger-Ring schon fallen musste, dann gehört eigentlich auch kein Che-Guevara-Platz oder Stalin-Relief mehr nach Wien." Ein Bekenntnis gibt es von Rosenkranz zur NS-Aufarbeitung: Sie habe spät begonnen, und man solle den vom NS-Staat Verfolgten auch mit Mahnmalen gedenken.

Die Bewegung der Identitären, die zuletzt auch mit Aktionismus im Kulturbereich, etwa der Störung von Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen, aufgefallen ist, nimmt Rosenkranz gelassen zur Kenntnis: "Offensichtlich hat sich hier eine rechtsextreme Gruppierung gebildet, und die hat meiner Meinung nach dieselben Rechte auf Aktionismus wie eine linksextreme Gruppierung. Wenn Linke das Audimax stürmen und besetzen, dann muss auch das möglich sein." Eine rote Linie sei aber überschritten, wenn es wie zuletzt bei einer Aktion in Klagenfurt zu einer Körperverletzung komme.

Die größten kulturpolitischen Überschneidungen sieht Rosenkranz derzeit mit der ÖVP. Aber auch mit der SPÖ könne er sich einen "pragmatischen Weg" vorstellen, wenn es etwa um Reformen beim Denkmalschutz geht.

Und die Künstler? Da würden einige schon jetzt bei der FPÖ auf der Matte stehen, so Rosenkranz. (Stefan Weiss, 20.9.2017)