Die Regierungsbank von 1956 hat ausgedient und erzielte im Zuge der Versteigerung mit 27.500 Euro den höchsten Zuschlag

Foto: Dorotheum

2020 soll die umfangreiche Generalsanierung des Parlamentsgebäudes abgeschlossen sein. Die Kostenobergrenze wurde mit 352,2 Millionen festgelegt, jene für das Ausweichquartier nicht inkludiert. Das aus zwei Ausstattungsperioden, konkret von 1956 und 1997 stammende Mobiliar wird künftig nur teilweise zum Einsatz kommen.

Der verbleibende Rest wurde eingelagert und soll fallweise an Museen verliehen werden. Für 350 Objekte hatte man keine Verwendung mehr und ließ sie vom Dorotheum versteigern. Gemessen an der Anzahl der seit 5. September für das ausrangierte Parlamentsmobiliar abgegebenen Gebote bilanziert diese Online-Auktion am Ende (19.9.) nun als erfolgreichste des Dorotheums: Dienstagfrüh hielt man noch bei rund 2400 Geboten, bis zum Ende der Versteigerung am späten Nachmittag war die Zahl auf mehr als 4500 gestiegen.

Regierungsbank erzielt 27.500 Euro

Den höchsten Zuschlag erzielte die von Max Fellerer und Eugen Wörle entworfene Regierungsbank. Der ursprüngliche Rufpreis hatte sich auf 200 Euro belaufen, 21 Gebote später erfolgte der virtuelle Zuschlag bei netto 22.000 Euro, zuzüglich 25 Prozent Käufergebühr ergibt das 27.500 Euro. Das siegreiche Gebot bewilligte die Klimt-Foundation, eine gemeinnützige Privatstiftung, die die geschichtsträchtige Bank einer Institution als Dauerleihgabe oder Schenkung überlassen wird.

Es könne ja nicht sein, erklärt Stiftungsvorstand Peter Weinhäupl, dass ein Möbel von solch historischer Bedeutung nach 61 Jahren und 24 Regierungen womöglich in einer Bar als Theke landet. Das "Haus der Geschichte Österreich" hatte sich für dieses Möbel vorerst vergeblich engagiert, ergatterte aber immerhin drei zugehörige Stühle sowie vier Pulte und 14 Abgeordnetensessel aus dem Nationalratssitzungssaal. Die Kaufpreissumme wollte man auf Anfrage nicht nennen.

Museen mussten mitsteigern

Dass öffentlichen Sammlungen keine Objekte aus dem Auktionsangebot unentgeltlich überlassen wurden, hatte hinter den Kulissen wahlweise für Unmut und Verwunderung gesorgt. Wie berichtet (16.9.), wollte die Parlamentsdirektion damit eine Ungleichbehandlung gegenüber anderen Interessenten vermeiden.

Nach Rücksprache mit Kollegen, deren geplante Ankäufe wohl "eine Erhaltung des Parlamentsmobiliars in einer Reihe wichtiger Sammlungen" gewährleisten würde, entschied sich etwa das Wien Museum gegen eine Beteiligung an der Auktion, erläutert Direktor Matti Bunzl. Das Museum für angewandte Kunst hätte Interesse an einem Ensemble von sechs Stühlen Max Fellerers gehabt. Allein, die Gebote überstiegen das dafür vorgesehene Budget. In den Bestand des Technischen Museums wanderten ein Nationalrats-Pult (netto 240 Euro) und ein Sessel, in die Sammlung des Landes Niederösterreich zwei Bänke aus dem Nationalratssaal samt zugehöriger Bestuhlung.

Insgesamt summierten sich die Gebote auf netto 208.160 Euro, die aber nur teils in das Bundesbudget fließen, da hiervon noch die Verkäufergebühr in Abzug zu bringen ist. Regulär liegt diese im Dorotheum bei 22 Prozent. Mit der Parlamentsdirektion gab es jedoch eine Sondervereinbarung, wie man dort bestätigt, jedoch im Detail nicht öffentlich machen will. Gesichert ist, dass das Dorotheum allein an Käufergebühren rund 52.000 Euro einnehmen wird. Der offizielle Bruttoumsatz beläuft sich demnach auf rund 260.000 Euro. (Olga Kronsteiner, 19.9.2017)