Kreisel Electric hat den Hummer H1 von Arnold Schwarzenegger ordentlich in die Mangel genommen und der Benzinfräse Hochleistungsbatterien mit 100 kWh Kapazität sowie zwei Elektromotoren mit einer Leistung von 360 kW (490 PS) verpasst.

Martin Hesz

Bundeskanzler Christian Kern bezeichnet das Verhältnis zum Schauspieler als "sehr eng", will aber keinen Wahlkampfvorteil darin sehen: "Die Leute lassen sich nicht so leicht beeindrucken."

Martin Hesz

Linz – Wer braucht die Hollywood Hills, wenn es das Mühlviertler Hügelland gibt: 2.924 Einwohner zählt die kleine Gemeinde Rainbach im Mühlkreis, am Dienstagabend ging jedoch die ländliche Beschaulichkeit für mehrere Stunden im Glanz und Glitzer der Filmwelt unter. Der in der Automobilbranche aktuell vielbeachtete Batterienfertiger Kreisel Electric lud zur Eröffnung des neuen Firmengebäudes – und dem Ruf folgte neben den 1.000 geladenen Gästen auch Schauspieler und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger.

Schwarzenegger-Beteiligung

Für den richtigen Draht zwischen dem Mühlviertler Unternehmen, das den Weg vom kleinen Garagen-Start-up zu einem international gefragten Player in der Automobilbranche in nur drei Jahren genommen hat, und dem pensionierten "Äktschn"-Star sorgt die Verwandtschaft: Patrick Knapp-Schwarzenegger, Advokat der Superstars und Neffe des "Terminators", steigt mit einer Gruppe strategischer Partner mit 15 Prozent bei Kreisel ein. Schwarzenegger-Knapp will das Unternehmen "zu einem globalen Marktführer der E-Mobility machen", wie er am Dienstag anlässlich der Eröffnung der neuen Zentrale in im STANDARD-Gespräch erzählt.

"Während der Amtszeit meines Onkel ist Kalifornien zum Vorreiter von Klimaschutz und erneuerbarer Energie geworden. Das Thema ist bei uns in der Familie und insbesondere in Kalifornien immer ein Thema", schildert Knapp-Schwarzenegger seine Beweggründe für den beruflichen Einstieg im fernen Mühlviertel.

Ob der Einstieg in den USA mit einem amerikanischen Präsidenten, der konsequent den Klimawandel leugnet, nicht schwierig werde? Knapp-Schwarzenegger: "Das Thema ist in den USA auch präsent, es gibt halt verschiedene Leute, die verschiedene Meinungen haben. Aber wir sind davon überzeugt, dass der Klimawandel da ist. Und wir haben mit Kreisel gezeigt, dass es gelingt, im Bereich der Elektrifizierung erfolgreich zu sein. Wir machen Profit, ohne irgendwelche Finanzierungen."

Hummer mit Steckdose

Der Onkel selbst trat bei der Eröffnungsfeier stilgerecht in Erscheinung. Zu wuchtigen Percussionklängen öffnete sich ein Rolltor des rund 7.000 Quadratmeter großen Firmengebäudes – und "Arnie" pilotierte seinen roten Hummer H1 vor die Bühne. Jene, deren Gesichtsausdruck angesichts der überdimensionierten Benzinfräse im Reich der E-Mobilität auf Entrüstung umschwenkte, beruhigte Österreichs bekanntester Auslandsösterreicher umgehend: "Es war schon seit längerer Zeit mein großer Wunsch, dass ich meinen Hummer auf elektrisch umstelle. Aber leider wurde mir immer gesagt: 'Arnold, das geht nicht. Das ist unmöglich, den kannst du nicht auf vollelektrisch umrüsten.' Aber Kreisel Electric hat es geschafft. Danke für diese großartige Arbeit. Der alte, benzinfressende Motor ist raus. und der Antrieb der Zukunft ist drinnen."

Vor allem war es wohl ein Satz, der den Optimismus der Brüder Johann, Markus und Philipp Kreisel sowie des CEO Christian Schlögl nährte: "Liebe Kreisel-Brothers, ich werde alles dafür tun, dass die Welt über Kreisel Electric weiß."

Lizenzvergabe

CEO Schlögl merkte dann an, dass "Kreisel nun die Garage verlassen hat". Am neuen Standort sollen Kleinserien selbst gefertigt werden. Zudem will man aber auch Lizenzen vergeben und dazu Fertigungsanlagen mitkreieren sowie Prototypen entwickeln. "Durch Lizenzen wird unser einzigartiges Geschäftsmodell schnell skalierbar", so Schlögl. Man biete auch Systemlösungen an, sei aber selbst nicht an Volumengeschäften interessiert und werde auch nicht unter die Autohersteller gehen. Die Nachfrage nach großvolumigen E-Auto-Serien will er mit industriellen Partnern bedienen, "mit denen wir uns in weit fortgeschrittenen Gesprächen befinden".

Puch G und die Schnitzel

Neben Hollywood- war auch die heimische Politprominenz vertreten, in Person von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzler Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Für Kern zeigt das Beispiel Kreisel "erstens, dass man, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen, nicht unbedingt am MIT oder in Harvard gewesen sein muss, und zweitens, dass wir in Österreich das Potenzial haben, an der Spitze mitzuspielen".

Brandstetter gewährte dann in seiner durchaus launigen Rede einen Einblick in seine Garage: "Ich habe einen alten Puch G, Baujahr 84, und ich fahre wahnsinnig gerne mit dem Auto. Künftig werde ich daran denken, dass auch dieses Fahrzeug leicht elektrisiert werden könnte, falls der Motor einmal schwächelt."

Als Gastgeschenk für Schwarzenegger zauberte Brandstetter eine Schnitzelausstechform in den Konturen Österreichs aus der Aktentasche. Einen zweiter Ausstecher gab es dann noch für den Bundeskanzler. Dieser nahm dankend an und erzählte, dass das Geschenk gut passen würde: "Denn es vergeht kein Wahlkampftag, an dem mich nicht eine ältere Dame anspricht und sagt 'Herr Kern, Sie müssen mehr essen'." Nachsatz Brandstetter: "Passiert mir eigentlich nie."

Aber zumindest war damit das Stichwort gefallen, und Arnold Schwarnegger zog sich mit den Kreisel-Brüdern und den Politikvertretern zum Schnitzelessen zurück. Und entschwand dann wenig später im Land Rover in die Mühlviertler Nacht. (Markus Rohrhofer, 20.9.2017)