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Die schwedische Notenbank schickt sich offenbar als erster Währungshüter an, mit einer "E-Krona" die Welt der Kryptowährungen zu betreten.

Foto: APA/EPA/SVERIGES RIKSBANK / HAND

Wien – Egal ob Bitcoin, Ethereum oder Ripple – der enorme Zulauf in Kryptowährungen im bisherigen Jahresverlauf hat selbst internationale Organisationen aufgeschreckt. Insgesamt bringen es die 871 auf Coinmarketcap.com geführten Währungen zwar bisher erst auf einen Gesamtwert von 135 Milliarden US-Dollar – nur ein Klacks gegenüber den Volumina von herkömmlichen Währungen. Dennoch, bereits im Juni machte das World Economic Forum Bitcoin und besonders die dem zugrunde liegende Blockchain-Technologie zum Thema, zuletzt bekamen die Notenbanken von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) einen weiteren "Stupser": Sie sollten das Wachstum von Bitcoin und Co nicht ignorieren, sondern vielmehr die Ausgabe eigener Krytowährungen erwägen.

Besonders gefordert sieht die BIZ Länder wie Schweden, wo die Bargeldnutzung im Gegensatz zu Österreich oder Deutschland bereits stark gesunken ist. Laut den Währungshütern der schwedischen Riksbank soll der Gesamtanteil an Cash-Transaktionen von zuletzt zwei bis 2020 auf 0,5 Prozent sinken. Und selbst in schwedischen Geschäftslokalen wird schon jetzt nicht einmal mehr ein Fünftel in bar beglichen.

Ergänzung statt Ersatz

Bei Geld ist Schweden, wo 1661 die weltweit ersten Banknoten ausgegeben wurden, offenbar ohnedies ein Vorreiter – folglich hat die Riksbank schon vor der BIZ-Aufforderung längst den Handlungsbedarf geortet und bastelt an einer eigenen Kryptowährung. "Das ist so revolutionär wie Papiergeld vor 300 Jahren", sagte Notenbank-Vizechefin Cecilia Skingsley der Financial Times. Zunächst ist die "E-Krona", wie die Währung inoffiziell genannt wird, nicht als Ersatz von Bargeld, sondern als Ergänzung angedacht. Bis Ende 2018 soll entschieden sein, ob und gegebenenfalls wie die Einführung über die Bühne gehen soll.

Reizvoll ist für Notenbanken – auch EZB, Bank of England oder die US-Notenbank Fed wälzen bereits ähnliche Pläne wie die Riksbank – die Kostenersparnis einer Kryptowährung gegenüber Bargeld, wenn man an den Druck samt Sicherheitsmerkmalen, Verteilung oder sicherer Verwahrung geht. Allerdings darf dann auch die Cybersecurity auf keinen Fall zu kurz kommen.

Zudem weist auch das BIZ darauf hin, dass es datenschutzrechtliche Fragen ebenso zu klären gilt wie wirtschaftliche und geldpolitische Folgen. Dazu zählt beispielsweise der Umgang mit Zinsen: Ist etwa eine E-Krona als reiner Bargeldersatz konzipiert, dürfte es darauf eigentlich keine Zinsen geben – wobei gerade diese Option für Zentralbanken reizvoll wäre. Die Weitergabe von Negativzinsen an Privatpersonen wäre bei Kryptowährungen für Notenbanken problemfrei durchzusetzen, während reales Bargeld davor 100-prozentigen Schutz bietet. Zu klären sind auch die möglichen Folgen für Geschäftsbanken, falls künftig jeder Bürger gewissermaßen über ein eigenes Konto bei der Notenbank verfügen sollte.

Keine Alternative zu Bitcoin und Co

Als Alternative zu Bitcoin und Co taugen aber staatliche Kryptowährungen von Notenbanken ohnedies nur sehr bedingt. Denn was Anhänger unabhängiger Kryptowährungen wie Bitcoin zu schätzen wissen, ist deren weitgehende Anonymität, Dezentralität sowie der Umstand, dass sie de facto nicht manipulierbar sind. Zudem ist die dahinterstehende Software bei Bitcoin Open Source, also für jedermann frei einsehbar, und kann nur durch Mehrheitsentscheidungen der Community geändert werden.

Viele dieser Merkmale werden bei Digitalwährungen von Notenbanken wohl fehlen. Zudem sind sie für Außenstehende auf Dauer gar nicht zu gewährleisten, wenn eine hoheitliche Organisation uneingeschränkten Zugriff auf Software und Daten hat. Daher ist es höchst fraglich, ob die Zentralbanken mit eigenen Kryptowährungen tatsächlich Bitcoin und Co verdrängen können. (Alexander Hahn, 23.9.2017)