Ungeliebt bei den britischen Austrittshardlinern: Theresa Mays neuer Brexit-Chefberater Oliver Robbins.

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Dem Führungspersonal der wichtigsten britischen Ministerien stehen die EU-Feinde in der konservativen Fraktion extrem misstrauisch gegenüber. Nicht ganz zu Unrecht vermuten sie die meisten der nach außen streng neutralen Spitzenbeamten im Lager jener, die für eine möglichst enge Anbindung an Brüssel plädieren.

Oliver Robbins gehört gewiss dazu. Vielleicht trug dies dazu bei, dass der 42-Jährige zu Wochenbeginn aus dem Brexit-Ministerium ausschied und sich nun ganz auf die Rolle als Chefberater von Premierministerin Theresa May konzentriert. Brexit-Minister David Davis (68) gehört zu den eingefleischten EU-Hassern, im Ministerium war immer wieder von Differenzen zwischen dem Minister und dessen Staatssekretär die Rede. Robbins’ Weggang verstärkt den Eindruck einer Personalkrise: In den vergangenen Monaten kamen Davis bereits zwei Staatssekretäre sowie sein Stabschef James Chapman abhanden.

Robbins, Absolvent des berühmten Studiengangs für Politik, Wirtschaft und Philosophie an der Uni Oxford, hat seither in den wichtigsten Londoner Ministerien steile Karriere gemacht. Nach zehn Jahren im Finanzministerium diente er den Labour-Premiers Tony Blair und Gordon Brown als Privatsekretär, ehe er Führungsaufgaben in der Koordination der Geheimdienste übernahm. Die jetzige Premierministerin lernte er als Staatssekretär im Innenministerium kennen.

Bei seinen Verhandlungspartnern in Brüssel genießt Robbins einen guten Ruf. Medien bezeichnen ihn auch gerne als den "Real Mr. Brexit". Im Sommer musste er sich allerdings Kritik dafür gefallen lassen, dass er angesichts der Brüsseler Hitze zu einem Brexit-Gespräch in Shorts erschien. Im kühleren Herbst dürfte den humorvollen und versierten Beamten, der kein Privatleben zu haben scheint, eher sein schwieriges Verhältnis zu Davis ins Schwitzen bringen. Nicht zuletzt werden die EU-Partner herausfinden müssen, ob in letzter Konsequenz das Wort des Ministers mehr zählt als die Bemerkungen desjenigen, der das Ohr der Premierministerin hat.

Dass Robbins mit der gleichzeitigen Führung des Ministeriums samt seiner 400 Mitarbeiter und der Brüsseler Verhandlungen überfordert war, bezweifelt im Regierungsviertel Whitehall kaum jemand. Seine auch äußerliche Trennung vom politischen Chefunterhändler Davis macht seine Position nicht leichter. (Sebastian Borger, 20.9.2017)