Wien – Der Schwimmreifen um die Hüften muss weg, die Muskeln sollen schneller wachsen. Und das am besten möglichst bequem. Dass in Österreichs Fitnessstudios und Muckibuden nicht nur Isostar und Traubenzucker zur Formung des Traumkörpers heranzogen werden, ist klar. Das Ausmaß des Dopingmissbrauchs ist aber schon erschreckend. "2016 haben Ermittlungsbehörden mehr als eine Tonne verbotener Substanzen beschlagnahmt, von denen der Großteil für den Fitnesssport vorgesehen war. Damit könnte man den Pool an Österreichs Spitzensportlern die nächsten 20 Jahre versorgen", sagt Michael Cepic, Geschäftsführer der österreichischen Anti-Doping-Agentur (Nada), bei einem Pressegespräch im Haus des Sports.

Im Kampf für sauberen Breitensport vergibt die Nada deshalb ab sofort Anti-Doping-Gütesiegel. Kriterien für den Erhalt eines solchen Siegels sind unter anderem verpflichtende Anti-Doping-Schulungen für Studiomitarbeiter und Trainer und eine Anlaufstelle für Fragen zu Substanzmissbrauch. Für den Wiener Leichtathletik-Trainer Wilhelm Lilge handelt es sich bei der Initiative um eine typisch österreichische Lösung. "In Dänemark wird in Fitnesscentern, die dem Anti-Doping-Code folgen, stichprobenartig getestet. Mitglieder, die einen Test verweigern, werden ausgeschlossen und dürfen auch in anderen, sauberen Studios nicht mehr trainieren."

Eine derartige Vorgehensweise würde das österreichische Strafrecht nicht zulassen. Und das ist laut Sportminister Hans Peter Doskozil auch gut so. "Massentests darf es nicht geben. Wir haben ein Suchtmittelgesetz, und es muss ein strafrechtlicher Verdacht gegeben sein." Für repressive Maßnahmen fehlt im Breitensport der Anreiz. "Eine Wettkampfsperre tut einem Hobbysportler ja nicht weh."

Christian Thurner, Geschäftsführer der mit der Nada kooperierenden Fitnesskette Injoy, versichert, "dass Mitglieder für ein Vergehen bei uns ausgeschlossen werden". Das Sportministerium fördert die Aktion mit 250.000 Euro jährlich, 50 Studios werden im nächsten Schritt landesweit mit dem Siegel ausgezeichnet. Ziel der Nada ist es, langfristig ein Drittel der rund tausend öffentlichen Fitnessstudios im Land zu erreichen, in denen 750.000 Menschen schwitzen. Bewerben werden sich Studios dafür wohl kaum. Die Nada will per Außendienst begutachten und auszeichnen. (Florian Vetter, 22.9.2017)