Es gibt ein "Geheimpapier", das jemand aus dem Umkreis der SPÖ, aber nicht aus dem Team von Christian Kern verfasst hat. In dem wird Kern attestiert, er sei "sprunghaft", eine "eitle Prinzessin" und "nicht kampagnenfähig".

Was der dritte Zwerg von links (der offenbar in der Kampagne von Kern nie wirklich eine Rolle gespielt hat) da schreibt, sollte inhaltlich nicht allzu ernst genommen werden.

Das Problem für Kern besteht aber darin, dass dies nur die letzte Episode aus einer Aura von Undiszipliniertheit, Wichtigtuerei, und Inkompetenz ist, die über seinem Wahlkampfteam und der SPÖ als Ganzes schwebt. Das wirft ein Licht auf den Chef.

Kern hat sich schlecht vorbereitet (im Unterschied zu Sebastian Kurz, der die Übernahme von ÖVP und Republik generalstabsmäßig plante). Er hat zu sehr auf seine persönliche Attraktivität vertraut: der eloquente, coole, moderne Typ, der kein professionelles Team braucht. Mit dem Plan A im Jänner hat Kern Aufbruchstimmung vermittelt, dann aber nicht intensiv nachgearbeitet.

Kann man das noch wettmachen? Es sind noch viele Wähler unentschlossen. Die Konjunktur ist gut. Experten äußern leise Zweifel an den Umfragen. Schwarz-Blau ist auch für viele Bürgerliche eine sehr unangenehme Aussicht. Noch dazu vielleicht mit einem Vizekanzler Norbert Hofer, einem deutschnationalen Burschenschafter. Wie will Kurz mit einer europafeindlichen, inkompetenten FPÖ vernünftig regieren?

Also theoretisch "Ja". Es könnte wettgemacht werden. Es liegt allein an Kern. (Hans Rauscher, 21.9.2017)