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Florian Philippot geht.

Foto: reuters / jean-paul pelissier

Florian Philippot weiß auf alles eine Antwort. Als in einer kleinen Journa listenrunde Fragen zum Euroausstieg Frankreichs auf ihn niederprasselten, schaffte es der Vizepräsident des Front National (FN) wortreich, den politisch riskanten, technisch komplexen und finanziell folgenschweren "Frexit" gleichsam als Kinderspiel hinzustellen. Nach genau einer Stunde schaute der Europaabgeordnete auf seine Uhr, erhob sich abrupt und sagte: "Ich muss jetzt gehen. Auf Wiedersehen." Und weg war er, während sich die Journalisten verdutzt anschauten. Aber so ist Florian Philippot – eine Menschmaschine, die präzis formuliert und ohne Sprechpause funktioniert, um dann wie auf Knopfdruck aufzuhören. Philippot war der Einflüsterer der Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen und mediales Sprachrohr des neuen, "sozialen" FN, ehe er nach seiner Entmachtung am Donnerstag der Partei den Rücken kehrte.

Von einer anderen, zumal linken Souveränistenpartei gekommen, rechthaberisch bis zur Überheblichkeit und schwul (unfreiwillig geoutet), war der 35-jährige Absolvent zweier Elitehochschulen bei den Rechten stets verhasst. Le Pens Lebenspartner Louis Aliot höhnte nach Philippots Rücktritt: "Durch mediales Helium aufgeblasen, stürzt ein Luftballon ab." Und er freute sich, dass der "extremistische, arrogante und eitle Sektierer" endlich die Partei verlasse, der er seit 2011 angehörte. Solche Nettigkeiten sagt man sich beim FN zum Abschied.

Couscous? Sauerkraut!

Vorher war es kaum besser. Vergangene Woche hatte Philippot ein Bild von einem Couscous-Diner mit Freunden in Straßburg veröffentlicht. Die nordafrikanische Speise brachte stramme FN-Mitglieder auf die Palme: Die Spezialität des Elsass, twitterten sie zurück, sei nicht Couscous, sondern gefälligst Sauerkraut!

Philippot wusste, dass seine Tage im FN nach dem schwachen Abschneiden von Marine Le Pen gezählt waren: Nur wenige Tage danach gründete er die Bewegung Les Patriotes. Diese lieferte Le Pen nun den Vorwand, ihren Chefideologen zu opfern – um ihre eigene Haut zu retten. Seine politischen Aussichten scheinen nicht gewaltig. Seit Studentenzeiten ist er überzeugter Gaullist und EU-Skeptiker. Das Feld der EU-Skeptiker ist in Frankreich besetzt. Und Philippot hat nicht Le Pens Charisma. In ihrem Schatten ist kein politisches Gedeihen. Nur ihr schaden, das kann Philippot. An Rache gefühlen dürfte es dem Geschmähten nicht mangeln. (Stefan Brändle, 21.9.2017)