Strolz und Kern mit ORF-Moderatorin Claudia Reiterer, die den Parteichefs die Vertrauensfrage stellte.

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Wien – Nach ihrem Zusammenprall auf Puls 4 trafen SPÖ-Chef Christian Kern und Neos-Boss Matthias Strolz am Donnerstagabend innerhalb einer Woche zum zweiten Mal aufeinander – beim ORF-Duell ging es zwar inhaltlich hart zur Sache, aber atmosphärisch friedlicher zu.

In Anlehnung an einen Buchtitel von Strolz wollte Moderatorin Claudia Reiterer wissen, ob die beiden Kontrahenten als Politiker einander überhaupt über den Weg trauen. Strolz’ Antwort über Kern: "In vielen Dingen ja", bei einigen Themen habe er aber "gröbere Fragezeichen". Der SPÖ-Vorsitzende attestierte dem Neos-Chef hingegen, dass er in ihn das Vertrauen habe, "dass er es ernsthaft meint".

Die Zusammenfassung des Duells aus der "ZiB 2".
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Davon unbeeindruckt hielt Strolz dem Kanzler wenige Minuten später entgegen, unlängst im Parlament nicht mit den Neos und der FPÖ für die Abschaffung der kalten Progression, also gegen "die schleichende Steuererhöhung", gestimmt zu haben: "Das ist der Reflex, wenn eine Idee von der Opposition kommt!"

Taferl statt Kuscheln

Bei der Steuerentlastung pochte Kern auf eine Erbschaftsteuer für "reiche Erben", nämlich ab einer Millionen Euro, denn: "Wir wollen dabei keine Einschnitte in das soziale Netz." Was das Engagement des SPÖ-Chefs zur Senkung der stetig steigenden Mieten vor dem Wahltag betrifft, parierte Strolz dessen Ausführungen mit einem Symbolbild, auf dem die Billigmiete der SPÖ-Zentrale in der Wiener Innenstadt angeprangert wurde. Kern dazu trocken: "Heute zeigt er mir ein Taferl!" Zum ehrgeizigen pinken Plan, bei den Pensionen fünf Milliarden einsparen zu wollen, hielt der Kanzler dem Oppositionspolitiker "Angstmache" vor.

Ob eine Koalition mit der SPÖ für ihn denkbar wäre? Strolz zierte sich: "Es geht sich vor allem rechnerisch nicht aus." Kern, angesprochen auf die ursprünglich rot-grün-pinke Wunschvariante, meinte: "Es gibt Anknüpfungspunkte mit den Neos." Aber: "Am Ende, fürchte ich, wird es um die politischen Gemeinsamkeiten gehen – und Ihre Ansätze sind oft ein bisschen sehr neoliberal." (Nina Weißensteiner, 21.9.2017)