Fotos: Pilo Pichler
Fotos: Pilo Pichler

Puls-4-Infochefin Corinna Milborn ist begeisterte Bewohnerin eines Passivhauses in Transdanubien. Die Pläne für das Holzhaus stammen von ihrem Bruder, die Bauphase war für sie "erstaunlich unkompliziert ".

"Ich wohne jetzt seit 2014 mit meiner Familie hier in Transdanubien, also im Wien "drüber der Donau". Ich mag es hier sehr und habe auch festgestellt, dass ich, wenn ich von der Arbeit heimfahre, schon viel entspannter bin, sobald ich die Donau überquere.

Bücherwand mit Aussicht: Corinna Milborn in ihrem selbstgebauten Mehrparteienhaus. Einen solchen Drehsessel hatte schon die Oma, deshalb musste er unbedingt wieder her.
Foto: Pilo Pichler

Wir hatten uns mit anderen Familien zusammengetan und gemeinsam ein Mehrparteienhaus gebaut. Der Bau war erstaunlich unkompliziert. Wenn es in der Gegend noch billige Grundstücke gäbe, würde ich das sofort wieder machen, für andere Leute. Es hat echt Spaß gemacht. Ein Architekt in der Familie war da natürlich ein Vorteil: Mein Bruder hat das Haus geplant, er ist Architekt mit Büro in Innsbruck. Bei der Planung hat er einen sehr guten psychologischen Zugang gewählt, wie ich finde. Er hielt sich selbst zurück und hat ganz genau auf uns abgestimmte Wohnräume geschaffen.

Das Haus ist ein Holzhaus und wurde großteils in einer Fabrik in Kärnten vorgefertigt. Es stand innerhalb von zwei Tagen, auch weil wir auf einen Keller verzichtet haben. Der wäre wahnsinnig teuer gewesen. Wir haben stattdessen beschlossen, lieber unnötiges Zeug wegzuschmeißen. Garage haben wir auch keine. Ich habe zwar seit kurzem ein Auto, aber hauptsächlich dazu, um meine Tochter in den Kindergarten zu bringen. Wenn das vorbei ist, will ich es wieder hergeben.

Fotos: Pilo Pichler

Unsere Wohneinheit hat 137 Quadratmeter, also richtig viel Platz für vier Leute. Die große Wohnküche nimmt den ganzen ersten Stock ein und ist rund um ein großes Bücherregal mit Sitzfenstern geplant. Hier kommen alle zusammen, es haben auch mal 40 Leute Platz. Im Erd- und Dachgeschoß sind je zwei Schlafzimmer.

Ich brauche viel Platz für Besuch, weil ich wirklich viel daheim bin, die Wohnung also nicht nur als Basecamp verwende, wie das andere Leute tun. Mir ist es wichtig, dass ich in meiner Wohnung richtig leben kann.

Das Haus ist übrigens ein Passivhaus. Das war ursprünglich nicht geplant, aber es ist großartig. Die Lüftung ist das Beste, es gibt immer frische Luft, ohne dass man sie hören würde. Es ist ganz aus Holz, gedämmt mit Zellulose, die aus Altpapier gewonnen wurde. Ich mag den Geruch von Holz und wie es sich unter den Füßen anfühlt.

Fotos: Pilo Pichler

Die Lampen hier drin sind von Ikea oder vom Flohmarkt. Ich hasse Flohmärkte, aber ich mag alte Lampen. Mein Lieblingsstück ist der Drehsessel im Eck. So einen hatte schon meine Oma, als Kinder haben wir damit immer Karussell gespielt. Der musste nun wieder her. Auch meine Kinder fahren damit jetzt gerne im Kreis.

Mit der Nähe zum Wasser habe ich hier auch meinen Wohntraum erfüllt. Ich lebte als Kind auch in einem kleinen Dorf an der italienischen Riviera, meine Oma hatte dort ein Haus. Die hatte immer den Traum von einem Haus am Meer und zog hin, sobald sie es sich leisten konnte. Von Innsbruck war das ja nicht so weit.

Ich habe auch in Spanien und – als Menschenrechtsbeobachterin – in Guatemala gelebt, in einem Maya-Dorf, ein Jahr lang. Mit einer Großfamilie in einer Ein-Raum-Hütte ohne Strom und Wasser. Es gab auch Zwei-Raum-Hütten, mit einem Extraraum für die Feuerstelle, das war aber schon die Luxus-Variante. Kaffee machen war dort ein Projekt für einen ganzen Vormittag: Wasser vom Fluss holen, Feuer machen, Wasser abkochen, Kaffee rösten, Kaffee mahlen. Das war schon lehrreich, dass man so auch gut leben kann. Aber ich hab dadurch auch gelernt, wie wunderbar es ist, Platz zu haben und einfach eine Heizung aufdrehen zu können. Ich schätze das jeden Tag." (24.9.2017)