Wie gestaltet man Arbeit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz?

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Digitalisierung habe sehr wichtige politische, soziale und ökologische Dimensionen, spiele im Wahlkampf aber keine wichtige Rolle, so Fred Luks in seinem Kommentar der anderen "Digitalisierung – und das Schweigen der Politik". Ganz hat der Kollege nicht Recht: die digitale Transformation erregt nicht nur die Pornoindustrie (Geschäftsfeld Virtual Reality); auch mich lässt sie nicht kalt – ohne mich allerdings zu sehr zu erregen. Als Professor für E-Commerce habe ich ja schon einige Erfahrung mit ihr, und weiß, dass massive Veränderungen auf uns zukommen.

Dies ist auch der Grund, warum ich gemeinsam mit mehreren Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich der Informatik, Digitalisierung und Innovation auf der Liste Pilz kandidiere. Informatik stellt ja mit ihren Methoden und Artefakten quasi das Betriebssystem unserer Gesellschaft dar, damit ist sie die Basis für die Digitale Transformation. Man kann das Versagen der Politik in diesem Bereich nun klug kommentieren, oder sich politisch einmischen.

Keine fertigen Lösungen

Und die Fragen sind vielfältig: Wie gestaltet man die Arbeit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz? Wie halten wir es mit dem Datenschutz in Zeiten global agierenden Terrors? Welche Möglichkeiten haben Staaten gegenüber quasi monopolartig agierenden großen US-IT-Plattformen? Wie unterstützt man KMUs in globalen Marktstrukturen? Oder: Wie kann man Big-Data bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers nutzen? All dies wird uns in Zukunft massiv beschäftigen, wobei es für diese komplexen Themen keine fertigen Lösungen gibt, die Zukunft kann man nicht deterministisch antizipieren.

Zwei Beispiele: Unterwasserroboter als Ersatz für menschliche Taucher helfen bei der Reinigung von Korallenriffs und entscheiden selbst, wann welche Handlung gesetzt werden muss, zudem lernen sie durch jede erfolgreiche Aktion. Ähnliche Fähigkeiten haben allerdings auch Kampfroboter, auch sie können selbst entscheiden und Kampfhandlungen durchführen. Gegen letzteres haben sich bereits internationale Forscherinnen und Forscher ausgesprochen und fordern ein Verbot für offensive autonome Waffensysteme. Oder: Big-Data kann für eine flächendeckende Überwachung eingesetzt werden, oder für die Vorhersage beziehungsweise Planung von Ernteerträgen unter wechselnden Wetter- und Bodenbedingungen.

Freiheitsgrade mitgestalten

Dies zeigt, dass wir Freiheitsgrade haben, man muss den Prozess aktiv mitgestalten – Politik und Wissenschaft gemeinsam. Es gilt diese Entwicklung als Chance zu begreifen, technische mit sozialer Innovation zu verbinden und die positiven Möglichkeiten zu nutzen. Ein weiteres kleines Beispiel: Man kann die Onlinesysteme auch dazu nutzen, den Bürgern Zugriff auf hoheitliche Daten zu geben und das Amtsgeheimnis wirklich aufzuheben. Daher: Entwickeln wir ein positives Zukunftsbild und beantworten gemeinsam, wie wir in Zukunft leben wollen. (Hannes Werthner, 26.9.2017)