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Die Nascar zieht hunderttausende Motorsportfans an den Streckenrand.

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Anders als in der NFL standen die Nascar-Fahrer wie Jimmie Johnson am Sonntag geschlossen für die Hymne.

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Richard Petty: "Jeder, der für die Hymne nicht aufsteht muss raus aus dem Land."

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New Hampshire – Nascar-Fans genießen in den USA nicht den progressivsten Ruf. Wer zu den Rennen in den Hunderttausender-Ovals des in den Staaten dominanten Motorsports kommt, wird von Außenstehenden schonmal als "Hillbilly" oder "Redneck" eingestuft.

Auch Richard Petty hat sich nie "Progressiver" schimpfen lassen, man brächte es angesichts seiner Erscheinung auch kaum über die Lippen: Cowboyhut, Sonnenbrille, Schnauzer, riesige Gürtelschnalle, ein Mann aus einer vergangenen Zeit.

Androhung von Konsequenzen

Der 80-Jährige hat 200 Nascar-Rennen und sieben -Meisterschaften gewonnen, er ist einer der erfolgreichsten Fahrer. Jetzt ist Petty Besitzer eines Nascar-Teams. Und er sagt: "Jeder, der für die Hymne nicht aufsteht, muss raus aus dem Land. Was hat sie hierher gebracht? Die Vereinigten Staaten."

Bericht aus der ZiB 20.
ORF

Petty kündigte an, jeden Protestierenden zu feuern, mit Richard Childress sprang ihm ein weiterer Teambesitzer bei. Nascar ist ein weißer Sport, man weiß nicht, ob es diese Drohungen gebraucht hätte, jedenfalls waren am Sonntag beim Rennen in New Hampshire keine Proteste zu sehen – anders als in der National Football League (NFL).

Lob von Trump

Von US-Präsident Donald Trump, der derartige Ansagen zuvor schon von NFL-Teambesitzern gefordert hatte und damit erst für eine Ausweitung der Proteste gesorgt hatte, gab es Lob via Twitter, er sei "so stolz auf Nascar und seine Fans".

Dass ihn der konservative Teambesitzer Petty unterstützte, wird Trump nicht überrascht haben – schon im Wahlkampf stand die Motorsportlegende an der Seite des streitbaren Kandidaten.

Also erklang die Hymne am New Hampshire Motor Speedway, man sang oder schwieg, aber eben im Stehen. Gefühlt stand ganz Nascar-Land hinter Trump. Ganz Nascar-Land? Nein! Ein Fahrer meldete sich am nächsten Tag zu Wort, Dale Earnhardt Jr., auch nicht irgendjemand in seinem Sport.

Der Sohn des legendären Dale Earnhardt hat 26 Rennen gewonnen und wurde seit 2003 jedes Jahr zum beliebtesten Fahrer gewählt. Eine Auszeichnung, die übrigens auch ein gewisser Richard Petty acht Mal bekam.

Earnhardt Jr. zitiert Kennedy

Earnhardt Jr. zitierte die präsidiale Antithese zu Trump, John F. Kennedy: "Alle Amerikaner haben das Recht zu friedlichen Protesten. Wer friedliche Revolutionen unmöglich macht, macht gewalttätige Revolutionen unvermeidlich."

Reaktionen auf die Botschaft des 42-Jährigen blieben vorerst aus, Earnhardt Jr. hat ohnehin nicht sonderlich viel zu verlieren, hört mit Ende der Saison als Vollzeit-Fahrer auf. Die Aussagen der Teambesitzer hätten ihn zu seinem Tweet veranlasst, präzisierte er später.

Dennoch, die Nascar hat sich als Kontrapunkt zur NFL positioniert. Ein gewisser Joe Gibbs sagte danach: "Ich bin stolz darauf, wie wir uns präsentiert haben und ich bin auch stolz auf diesen Sport. Ich denke, dass dieser Sport Dinge auf eine spezielle Art betrachtet."

Und dieser Joe Gibbs stand schon auf beiden Seiten: In der NFL gewann er als Coach drei Super Bowls, nun gehört ihm das Nascar-Team Joe Gibbs Racing. In New Hampshire gewann sein Pilot Kyle Busch. Die Hymne hörte er im Stehen. (Martin Schauhuber, 26.9.2017)