Eine spiralnebelförmig angelegte Stadt, kultiviert aus wüstem Land im Süden Indiens, in der 50.000 Menschen aller Nationen unter der spirituellen Führung der "Mutter" Mirra Alfassa als alternative Gesellschaft zusammenleben – so weit die Ursprungsidee von Auroville bei ihrer Gründung 1968.

Was heute daraus geworden ist, untersuchen Heidrun Holzfeind und Christoph Draeger in der Ausstellung From Without And From Within (The Auroville Project) im Kunstpavillon der Tiroler Künstlerschaft. Recherchematerial und Kunstwerke überlagern sich darin zu einem perspektivreichen Innen- und Außenblick. Was sich zeigt: Auroville als naive Hippiekommune abzutun wäre falsch, denn Diskussionen um Selbstversorgung oder Grundeinkommen sind hochaktuell.

Zentrales Ausstellungsstück ist eine goldglänzende geodätische Kuppel, die auf das Wahrzeichen von Auroville referenziert. Von dort aus entspinnen sich die Erzählstränge: Fotografien zeigen die experimentell-futuristische Architektur von Auroville, ein altarähnliches Stillleben aus Bildern der "Mutter" verdeutlicht die Ambivalenz zwischen dogmatischer Verehrung und offener Gesellschaft, zwei Videoarbeiten lassen einige der heute 2500 Bewohner von Auroville über ihr Leben erzählen, und 16 befreundete Künstler und Kunststudierende haben Arbeiten zum Thema Utopie beigesteuert.

Was die Ausstellung eindrücklich vermittelt: Jeder Gesellschaftsentwurf muss sich an der Realität reiben, ist voller Ambivalenz und hat unter dem hehren spirituellen Überbau auch seine komischen, banalen oder absurden Facetten. (nic, 26.9.2017)