Salzburg – Wie lassen sich Themen rund um den Klimawandel wirksam kommunizieren? Soll es dabei nur um die Wahrnehmung des Problems gehen oder auch darum, die Politik oder die Bevölkerung zum Handeln zu animieren? Kann Kommunikation zum Thema Entscheidungsprozesse und letztlich den gesellschaftlichen Wandel unterstützen? In Salzburg beschäftigen sich zwei Tage lang rund 280 Experten mit diesen Fragen.

Auf der internationalen Konferenz "K3 – Kongress zu Klimawandel, Kommunikation und Gesellschaft" sollen neue und effektive Methoden diskutiert und weiterentwickelt werden, die Folgen des Klimawandels zu kommunizieren. "Es ist gar nicht so leicht, den Verantwortlichen vor Ort, den Bürgermeistern, Gemeindesekretären aber auch den Bürgern zu vermitteln, welche Maßnahmen lokal gegen den Klimawandel notwendig wären", sagte Ingmar Höbarth vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung bei einem Pressegespräch. "Es gibt durchaus Modellgemeinden, denen brauche ich das nicht mehr zu erklären, aber in vielen anderen ist noch Bewusstseinsbildung notwendig, um Gegenmaßnahmen zu setzen oder Fehlinvestitionen zu vermeiden."

Polarisierung vermeiden

Der Kommunikationswissenschafter Michael Brüggemann von der Universität Hamburg erklärte, dass die Berichterstattung über den Klimawandel kaum in den sozialen Medien stattfinde. "Es sind vor allem klassische Medien wie Zeitung oder Fernsehen, wo die Menschen davon erfahren." Journalisten würden dabei vor drei Herausforderungen stehen. "Zum einen sollen sie ein Auseinandertriften der wissenschaftlichen und der öffentlichen Debatte verhindern." In der Wissenschaft sei der Klimawandel Konsens – aber eben nur dort, wie der derzeit wohl prominenteste Klimawandelleugner, US-Präsident Donald Trump, zeige.

Zweitens gelte es eine Überhitzung der Debatte zu verhindern, betonte Brüggemann. "Bei einer Polarisierung wie sie derzeit in den USA stattfindet, droht die Gefahr, dass es keine Diskussion mehr gibt. Die Medien konzentrieren sich nur mehr auf die Extreme, nicht die Mitte". Drittens gelte es, eine Unterkühlung der Debatte zu verhindern. "Für viele liegt der Klimawandel in der Zukunft oder ist weit weg. Bei uns gibt es ja keine Eisbären oder untergehenden Inseln."

Spannungsfeld zwischen Betroffenheit und Sachlichkeit

Oft würden die bereits spürbaren Auswirkungen von vielen Menschen auch nicht direkt mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht, betonten die Veranstalter des Kongresses. Maßnahmen, um den Folgen zu begegnen, würden oft als Einschränkung wahrgenommen und seien deshalb nicht populär. Dazu stoße eine weitere Hürde in der Kommunikation: Wolle man die Wahrnehmung erhöhen, brauche es emotionale Betroffenheit.

Dabei bestehe jedoch die Gefahr von Alarmismus, Übertreibungen oder Abstumpfung und Übersättigung des Publikums durch besonders drastische Warnungen. "Die Wissenschaft steht damit vor dem Dilemma zwischen dem Wunsch nach Sichtbarkeit und dem Anspruch an Korrektheit und Neutralität."

Medienkonsumenten würden vor allem ganz konkret wissen wollen, was Klimawandel oder Maßnahmen dagegen für sie selbst bedeutet – ohne alle Zusammenhänge verstehen zu müssen. Brüggemann: "Sie möchten sehen, was passiert und keine komplizierten Sätze lesen." Nicht zuletzt warnte der Kommunikationswissenschafter vor zu viel Fatalismus in den Medien. "Die Leute sollen erkennen, dass die Lage noch nicht aussichtslos ist." (APA, 25.9.2017)