Drei Skitage hat Anna Veith bisher absolviert. "Das Gefühl ist gut."

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Wien – Im Moment dreht sich bei Anna Veith viel um’s Gefühl. Und das Gefühl ist gut. In psychischer und physischer Hinsicht. Und auch beim Skifahren. Mitte September fuhr die Salzburgerin erstmals seit ihrer neuerlichen Verletzungsauszeit Ski. "Es war ein sehr gutes Gefühl." Sie liege vor dem Plan. Drei Schneetage hat die 28-Jährige bisher absolviert, am Donnerstag ist der nächste geplant. Dazwischen schiebt sie immer wieder Konditionseinheiten ein.

Anna Veith ist auf dem Weg zurück. Wieder einmal. Die vergangenen zwei Jahre waren ein einziges Auf und Ab. Am 21. Oktober 2015 riss sie sich bei einem Trainingssturz in Sölden das vordere Kreuzband, das rechte Seitenband, den Innen- und Außenmeniskus sowie die Patellarsehne im rechten Knie. Nach mehr als einem Jahr, Ende Dezember, gab Veith ihr Comeback im Weltcup.

Hie und da gelangen ihr gute Teilergebnisse. Im Super-G von Cortina fuhr sie sogar auf Platz drei. Für die Weltmeisterschaft musste sich die doppelte Titelverteidigerin nicht qualifizieren. In St. Moritz schied sie dann im Super-G aus, im Riesentorlauf wurde sie 22.

Zweite Operation – diesmal am linken Knie

Nach der WM, Ende Februar, war aber schon wieder Schluss. Wegen einer chronischen Entzündung der Patellarsehne im linken Knie ließ sich Veith operieren. "Diese Operation ist die einzige Möglichkeit, künftig wieder schmerzfrei Ski fahren zu können", sagte sie damals.

"Ich hatte keine Schmerzen beim Skifahren", sagte sie am Montag. Die OP sei ein Neuanfang gewesen, sie hat sich gelohnt. "Ich hatte Spaß beim Skifahren, ich hatte Kraft, ich fühle mich viel besser als vor einem Jahr. Ich habe auch mehr Selbstvertrauen."

Im Moment geht es ihr darum, ein gutes Gefühl beim Fahren aufzubauen. Wie im Krafttraining steigert sie auch auf der Piste die Belastungen Schritt für Schritt. Im Oktober will sie erstmals ein Stangentraining absolvieren.

Für das Comeback macht sie sich keinen Druck, der Weltcup-Auftakt am 28. Oktober in Sölden ist ebenso wie der Slalom am 11. November in Levi kein Thema. Veith fasst die Speed-Rennen in Nordamerika ins Auge. Die ersten wären jene in Lake Louise Anfang Dezember. "Das wäre zu Beginn ganz nett, weil es eher flach ist."

Fokus auf Speed

Weil die Belastungen in den Speed-Disziplinen sehnen-freundlicher seien, liegt ihr Fokus vorerst auf Super-G und Abfahrt. Über Podestplätze macht sie sich keine Gedanken, sagt sie. "Das, was ich erreicht habe, kann mir keiner mehr nehmen." Zweimal (2014, 2015) gewann Veith, die damals noch Fenninger hieß, den Gesamtweltcup, dreimal (2011, 2015) war sie Weltmeisterin und 2014 holte sie in Sotschi Olympiagold im Super-G. Olympische Spiele stehen auch im kommenden Winter an, Veith will in Pyeongchang natürlich dabei sein. Vorausgesetzt, die politischen Verhältnisse lassen es zu.

"Ich war ganz weit unten", sagt Veith. Aber die Verletzungsauszeit war für sie nicht nur eine schwierige, sondern auch eine lehrreiche Zeit. "Ich bin dankbar für die Erfahrungen. Ich habe die letzten zwei Jahre sehr viel über mich gelernt." Vor einem Jahr, sagt sie, habe sie sich alt gefühlt. "Heuer bin ich wieder fit und motiviert." Und das Gefühl ist gut. (Birgit Riezinger, 25.9.2017)