Es hätte so schön sein können: ein Wochenende auf dem Land, in aller Seelenruhe die Zwetschken entkernen, endlich mal so richtig entspannen. Aber es kommt natürlich anders in der Komödie Freiheit von Autor und Regisseur Volker Schmidt, uraufgeführt am Donnerstag im wiederbelebten Blumenhof.

In Tschechow‘scher Manier schickt er fünf Großstadtmenschen, die alle mit sich selbst beschäftigt sind, gemeinsam aufs Land. Mark und Nana sind seit Langem ein Paar, und was für eines: Veronika Glatzner spielt – wunderbar überzeichnet – die erfolgreiche Agenturbesitzerin, deren Panikattacken ihr noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen, Sami Loris den Stadtparlamentarier, der sich schon ganz aufs Leben im ererbten Landhaus konzentriert und politische Erfolge feiert (Stichwort Biokistl-Förderung!).

Zu Gast sind zwei alte Freunde: Joy und Sebastian. Nancy Mensah-Offei gibt lässig die lesbische Kindergartentante, Daniel Wagner liebevoll den hyperaktiven Performancekünstler. Zeit zum Verschnaufen lassen die Gastgeber aber nicht, schließlich muss die Natur genossen und der Lebensentwurf bewundert werden.

Als Stimme der Vernunft im Zirkus der Befindlichkeiten glänzt Maresi Riegner als Marks 16-jährige Tochter Anja. Unerträglich aufrichtig und doch schelmisch protestiert sie mit radikaleren Idealen. Lustvoll will Schmidt Lebensgewissheiten dekonstruieren, und das ist mit rasanten Dialogen in toller Besetzung wahnsinnig witzig geraten. Der Industriecharme des Blumenhofs bietet eine treffliche Kulisse. Sehenswert! (heka, 26.9.2017)