In den Haaren zeigt sich, wie anfällig eine Frau für Wochenbettdepression ist.

Foto: iStock

Mehr als zehn Prozent aller Mütter leiden im Anschluss an eine Geburt unter sogenannten postpartalen Depressionen oder Wochenbettdepression. Auslöser können unter anderem traumatischen Erlebnisse während des Geburtsvorgangs, eine Schilddrüsenunterfunktion oder Überlastungen infolge der starken hormonellen Veränderungen sein. Oft bleiben die Symptome lange unerkannt, unbehandelt und führen so zu langfristigem Leiden, obwohl es sich dabei um eine gut behandelbare Erkrankung mit guter Prognose handelt.

Eine aktuelle Forschungsarbeit hat nun verschiedene Frühwarnzeichen, anhand derer Risikopatientinnen schon vor der Geburt erkannt werden könnten, untersucht. Ziel der Studie, die von verschiedenen Instituten im spanischen Granada durchgeführt wurde, war es daher, die Vorhersagekraft demographischer oder psychologischer Faktoren für die Entwicklung einer Depression nach der Geburt zu testen. Hierzu wurde auch der individuelle Stresslevel anhand des Stresshormons Cortisol im Haar der Frauen im ersten, zweiten und letzten Drittel (Trimester) der Schwangerschaft gemessen und mitberücksichtigt.

Deutlicher Unterschied

44 schwangere Frauen nahmen an der Studie teil und füllten in jedem Drittel ihrer Schwangerschaft sowie nach der Geburt psychologische Fragebögen aus und gaben Haarproben ab. Für die Analyse wurden die Frauen in zwei Gruppen unterteilt, die mit Depressionssymptomen nach der Geburt, und jene ohne solche Symptome. Im Vergleich der verschiedenen möglichen Vorhersagefaktoren zeigte sich bereits im ersten Drittel der Schwangerschaft ein deutlicher Unterschied zwischen den Gruppen: Frauen, die später eine Depression entwickelten, neigten stärker zu körperlichen Symptomen bei psychischen oder emotionalen Schwierigkeiten.

Im zweiten Drittel der Schwangerschaft fanden sich messbare Unterschiede in Depression, Angstgefühlen und einer grundlegenden psychischen Belastung. Im letzten Trimester waren die später depressiven Mütter messbar stärker aufgrund ihrer Schwangerschaft gestresst. Die Cortisonwerte aus den Haarproben reflektierten diesen erhöhten Stress im ersten und letzten Drittel der Schwangerschaft. Die Stresshormonkonzentrationen im Haar war sogar ausreichend, um 21,7 Prozent der Variationen in Depressionssymptomen nach der Geburt vorherzusagen.

Gezieltere Behandlung

Zusammenfassend zeigte diese Studie, dass verschiedene Symptome während der Schwangerschaft auf ein erhöhtes Risiko für eine Wochenbettdepression schließen lassen können. Dazu gehören allgemeine psychische Erkrankungssymptome, aber auch ausgeprägter Stress speziell aufgrund der Schwangerschaft, der sich auch in erhöhten Stresshormonkonzentrationen im Haar niederschlägt. Die Vorhersagen waren dabei mittels Messungen durch die gesamte Schwangerschaft hindurch möglich. Zukünftig könnte damit eine bessere Früherkennung von Risikopatientinnen und entsprechend eine bessere, gezieltere Behandlung für die im Anschluss an die Geburt depressiv erkrankten Mütter möglich sein. (red, 26.9.2017)