50.000 Euro sollen die Inserate wert gewesen sein, die die SPÖ nun beim Boulevardblatt "Österreich" storniert hat. Ganz so egal, wie Herausgeber Wolfgang Fellner tut, wird ihm das wohl nicht sein. Aber in grobe wirtschaftliche Schwierigkeiten bringt die Reaktion von Kanzler Christian Kern (SPÖ) auf die Veröffentlichung einer schwindligen parteiinternen "Analyse" seiner Person die Zeitung wohl tatsächlich nicht.

Zumal die Berichte in "Österreich" sicher auf reges Leserinteresse stoßen. Und nach Kerns Ankündigung, der Zeitung weder Parteiinserate zukommen zu lassen noch Interviews zu geben, wird das Blatt die für den Kanzler so unangenehme Geschichte sicher noch weiterziehen und größer bringen. Hätte Kern souverän und selbstironisch auf das Dossier reagiert und gewitzelt über den Vorwurf, er sei eine eitle Prinzessin mit Glaskinn: Er wäre als Gewinner aus der ganzen Geschichte ausgestiegen. Mit seiner trotzigen Reaktion scheint er die untergriffige "Analyse" dagegen nur zu bestätigen.

Natürlich darf eine Partei inserieren, wo sie will. Und sie sollte sich auch gut überlegen, ob sie in einem redaktionellen Umfeld werben will, das mit Schlagzeilen wie "Eine Million Flüchtlinge will zu uns" (sic) Stimmung macht und Exhibitionisten als "Sex-Unholde" bezeichnet. Ein Bundeskanzler im Wahlkampf darf auch infrage stellen, ob es klug ist, seinen Freitagabend mit einem einstündigen Interview bei einem Fernsehsender zu verbringen, der regelmäßig die unteren Grenzen der Quotenmessung ausreizt.

Es gibt genug gute Gründe für Politiker, "Österreich" weder mit Geld noch mit Wortspenden zu versorgen. Dass eine der Kampagnen des Blattes nun gegen die eigene Person geht, ist keiner davon. (Sebastian Fellner, 26.9.2017)