Im ersten und im zweiten Teil dieser Serie führte uns der Roadtrip mit dem Wohnmobil durch Rumänien: Siebenbürgen, Transsylvanien, Bukarest und Constanta. Nun geht es weiter nach Bulgarien. Erstes Ziel ist die Küstenstadt Varna. Wir versäumen eine Abfahrt, doch der kleine Umweg erweist sich als Glücksfall. So nähern wir uns von Westen und erhalten einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Was sofort auffällt: Die drittgrößte Stadt des Landes zeichnet sich durch sehr viele, große Plattenbauten aus.

Plattenbauten in der Stadt Varna.
Foto: Michael Prügl

Die Stadt liegt am Schwarzen Meer. Der Strand direkt neben dem Hafen erweist sich bei unserem Besuch aber als trist und wirkt – wohl auch aufgrund des schlechter werdenden Wetters – nicht sehr einladend. Wir besuchen noch die Muttergottes-Kathedrale, die sowohl von außen als auch von innen sehenswert ist. Am Camingplatz, etwas außerhalb der Stadt gelegen, haben wir direkten Meerzugang – und den Strand fast ganz für uns alleine. Es liegt an der Sonne, die den ganzen Tag nicht mehr hinter den Wolken hervorkommt.

Die Monumente des Kommunismus

Weiter geht es nach Shumen, hier interessiert uns vor allem das Denkmal "1300 Jahre Bulgarien". Das 70 Meter hohe Monument wurde zum Gedenken an das 1300-jährige Bestehen Bulgariens 1981 errichtet, ist 70 Meter hoch und gilt als schwerstes kommunistisches Denkmal der Erde.

Während man im Inneren der beeindruckenden Betonkonstruktion von mehreren ehemaligen Herrschern des bulgarischen Reiches in "Transformer"-Manier erwartet wird, thront hoch oben auf dem Monument ein 1.000 Tonnen schwerer Löwe. Die ältere Dame an der Kassa, freut über Besucher, mahnt uns, die ausgehändigten Infomaterialien ja wieder zurückzugeben.

Das Denkmal "1300 Jahre Bulgarien" thront über Shumen.
Foto: Michael Prügl

Nächster Halt ist die Festung Tsarevets in Veliko Tarnovo. Die Ruinen der Festung aus dem 12. Jahrhundert werden vom Fluss Jantra umschlossen und ergeben ein schönes Fotomotiv. Ansonsten sind wir von Tsarevets eher enttäuscht. Es gibt kaum Informationen zu den Mauerresten, meist steht auf den angebrachten Tafeln nur ein einziger Begriff wie "Werkstätte, 13. Jahrhundert". Die Kathedrale am höchsten Punkt der Festung wurde um 1980 rekonstruiert und die ehemaligen Freskos wurden durch moderne Wandbemalungen eines bulgarischen Künstlers ersetzt, die wir allerdings als nicht übermäßig ansprechend empfanden.

Der Blick von Tsarevets auf das Stadtzentrum von Veliko Tarnovo.
Foto: Michael Prügl

Mitten im Nirgendwo

Wir nähern uns meinem persönlichen Highlight der Reise, dem Monument der bulgarischen kommunistischen Partei oder, benannt nach dem Gipfel, Buzludzha. Über eine vielbefahrene Bergstraße kommen wir immer höher ins Balkangebirge hinauf, bis wir schließlich auf eine kaum befahrene Straße voller Schlaglöcher wechseln, die uns direkt zum Monument führt.

Gewaltig thront das, seines Aussehens wegen auch als Ufo bezeichnete Gebäude mitten im Nirgendwo. Das Gebäude war nur von 1981 bis 1989 in Betrieb, mit dem Fall des Kommunismus in Bulgarien wurde es geschlossen und in den späten 90ern als Symbol des Kommunismus Ziel vieler Attacken. Heute fühlt sich niemand für das Monument zuständig, der Staat weist die Verantwortung von sich und so verfällt es langsam.

Einen offiziellen Zugang in die Innenräume gibt es nicht, doch über einen kleinen Einlass an der Seite kommen wir hinein. Der Anblick des großen Saals, der auch völlig zerstört noch einen gewissen Charme hat, verursacht Gänsehaut. Wir erkunden für eine Stunde den gesamten Komplex, dabei treffen wir sogar auf eine Gruppe aus Österreich. Wie klein ist doch die Welt! 

Das Monument Buzludzha ähnelt tatsächlich einem Ufo.
Foto: Michael Prügl
Der beeindruckende Saal im Inneren des Buzludzha-Monuments.
Foto: Michael Prügl

Auf dem Weg Richtung Hauptstadt

Ein kurzer Stopp in Plowdiw, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, führt uns zur Hauptattraktion der Stadt, dem antiken Theater. Leider wird es gerade für ein Konzert vorbereitet und auch generell macht die Innenstadt nicht den charmantesten Eindruck auf uns. Also weiter Richtung Sofia. In der Hauptstadt stellen wir das Wohnmobil auf einem bewachten Parkplatz ab. Auf einer Raststation hatten wir zuvor bemerkt, dass jemand versucht hatte, das Wohnmobil aufzubrechen. Mit dem Vorhaben, den versuchten Einbruch anzuzeigen, scheitern wir kläglich. Auf der lokalen Polizeistelle, gibt sich niemand des Englischen mächtig. Die junge Kollegin, die dann plötzlich doch sehr gutes Englisch spricht, verweist uns lediglich zu einer anderen Polizeistation. 

Das abendliche Sofia zeigt sich von seiner besten Seite, wir schlendern durch belebte Straßen voll mit Hipster-Lokalen, mich erinnern das ein bisschen an Berlin. 

Das goldene Abendlicht scheint durch die Straßen Sofias.
Foto: Michael Prügl

Rauf ins Rila-Gebirge!

Zwei Autostunden von Sofia entfernt liegt das Rila-Gebirge. Ein Sessellift bringt uns in 20 Minuten auf das Hochplateau. Der erste Teil der Wanderung gestaltet sich zwar etwas enttäuschend, da wir umringt von Touristen auf einem ausgetretenen staubigen Pfad entlanggehen. Doch je länger die Wanderung andauert, desto weniger Touristen und desto schöner und ruhiger wird die uns umgebende Natur. Da der letzte Lift bereits um 18:30 Uhr wieder talwärts fährt, schaffen wir es nur zu fünf der insgesamt sieben Bergseen. Das Plateau ist ein Tipp, für den nächsten Bulgarien-Besuch setzen wir eine Übernachtung hier oben auf die Liste.

Einer der insgesamt sieben Bergseen im Rila-Gebirge.
Foto: Michael Prügl

Erst im morgendlichen Sonnenlicht erkennen wir, auf welch schönem Campingplatz wir hier übernachtet haben. Direkt an einer Waldlichtung gelegen, an einem kleinen Bach, wäre der Platz sicherlich auch für einen längeren Aufenthalt eine gute Option. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg ins nahegelegene orthodoxe Kloster Rila, dem bedeutendsten und größten Kloster Bulgariens. Bekannt ist es vor allem für seine bunten Fresken religiöser Szenen im Innen- und Außenraum. Im Gegensatz zur Klosterkirche sind der Chreljo-Turm und das Museum kostenpflichtig, geizen jedoch mit jeglicher historischen Information.

Beeindruckendes Belogradtschick

Unser letzter Halt in Bulgarien ist Belogradtschick, eine kleine Stadt im Nordwesten. Dort kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein vor 200 Millionen Jahren ausgetrockneter Ozean ließ in der Region Felsformationen entstehen, die wie Spitzen in den Himmel ragen. Zwischen diesen Formationen wurde zu Zeiten der römischen Herrschaft eine Verteidigungsanlage gebaut, die später zu einer Festung ausgebaut wurde. Wir wandern über die von außen kaum sichtbaren Pfade zwischen den Felsstrukturen und genießen einen wunderbaren Blick über die einzigartige Landschaft.

Die atemberaubende Landschaft rund um Belogradtschick.
Foto: Michael Prügl

Die Rückreise führt uns über Belgrad an die serbisch-ungarische Grenze. Gegen 16 Uhr beginnt es sich zu stauen. Noch sind wir in guter Stimmung, hatten wir doch mit Staus an der Grenze gerechnet. Doch wir hatten nicht die geringste Ahnung, was uns noch erwarten sollte. Sechs Stunden später haben wir zahlreiche Hupkonzerte erlebt, Schlägereien aus der Nähe beobachtet und einige kleine Unfällen gesehen. Erst um 5 Uhr morgens endet unser Roadtrip-Abenteuer in Wien. (Michael Prügl, 29.9.2017)

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