Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (Mitte) mit der Kärntner Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig und Christian Bettstetter von der Aplen-Adria-Universität.

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Selbstfahrende Autos, Milliarden vernetzter Geräte, Roboter, Videostreaming in hoher Auflösung. Für diese Anforderungen reichen aktuelle Mobilfunktechnologien nicht mehr aus. Eine schnellere Mobilfunkgeneration mit kürzeren Reaktionszeiten muss her. Der LTE-Nachfolger 5G soll voraussichtlich im Jahr 2020 starten. In Österreich versucht man derzeit die Weichen zu stellen, um gleich vorne mitzuspielen. Das Infrastrukturministerium gab nun den Startschuss für eine 5G-Testregion in Kärnten.

Wirtschaftsfaktor Breitband

Österreich stehe bei der Digitalisierung nicht so schlecht da und sei besser als Deutschland, erklärte Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit der Kärntner Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig (SPÖ) und Christian Bettstetter von der Alpe-Adria-Universität Klagenfurt. Ziel sei jedoch, in Europa zu den Top drei und weltweit zu den Top zehn Ländern zu gehören. "Wenn wir nicht vorne dabei sind, wird das für die Industrie ein Desaster", so Leichtfried. Wesentlich sei dafür der Breitbandausbau. In der Testregion in Kärnten sollen nun Unternehmen und Forschungseinrichtungen ihre 5G-Anwendungen testen können.

Das Infrastrukturministerium fördert die 5G-Forschung mit fünf Millionen Euro. Für den "5G Playground Carinthia" stellen das Ministerium und das Land Kärnten 1,6 Millionen Euro zur Verfügung, um die nötige Glasfaserinfrastruktur und Prototypen für 5G-fähige Sender zu errichten. Von wem diese kommen, ist noch nicht bekannt. Die österreichischen Mobilfunker seien sehr interessiert, die Technik könne aber auch von den Herstellern direkt kommen, heißt es. Errichtet wird die Testregion am Lakeside Park in Klagenfurt, am High Tech Campus in Villach und im Industriepark St. Veit.

Uneinigkeit bei Österreich-weiter Strategie

Die 5G-Strategie für Österreich ist indes noch nicht fixiert. Das Infrastrukturministerium hat diesbezüglich einen Vorschlag vorgelegt. Wirtschafts- und Finanzministerium sind sich aber noch nicht über die Details einig. Streitpunkt sei beispielsweise die Höhe der Mieten für die Antennen. Die Testregion in Kärnten habe man daher selbständig gestartet, so Leichtfried.

Damit Privatnutzer in 5G-Netzen surfen können, sind zudem noch einige Hürden zu nehmen. Für Mitte 2018 ist die Frequenzauktion für die benötigten Mobilfunkfrequenzen anvisiert, die Standardisierung soll 2019 abgeschlossen sein. Die Mobilfunkunternehmen hoffen indes, dass man ihnen bei der Netzneutralität entgegen kommt und diese etwas lockerer auslegt – im Gegenzug für ihre Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur. Leichtfried dazu: "Man muss alle Interessen im Augen behalten, nicht nur die, der Mobilfunker." (Birgit Riegler, 27.9.2017)