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Ralph Hasenhüttls Leipziger haben in Istanbul "brutales Lehrgeld" bezahlt.

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Dortmund-Coach Peter Bosz: "Wir kamen überall zu spät. Das war nicht das Dortmund-Niveau."

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Dortmund/Istanbul – Nicht nur symbolisch ging für Champions-League-Neuling Leipzig am Dienstag das Licht aus. Die zehnminütige Teilverdunklung während der zweiten Hälfte gegen Besiktas war freilich das geringste Problem der Bullen, die beim 0:2 in Istanbul "brutales Lehrgeld" zahlten, wie Coach Ralph Hasenhüttl betonte. Bitter endete der Abend auch für Dortmund, das nach dem 1:3 gegen Real Madrid weiter ohne Punkte dasteht.

"Auf so eine Atmosphäre zu treffen war für den ein oder anderen zu viel", sagte Hasenhüttl nach der zweiten Niederlage im zweiten CL-Spiel. In der ersten Hälfte wirkte sein Team überfordert, die frühe Führung der Gastgeber durch Ryan Babel (11.) tat ihr Übriges. Auch die ohrenbetäubenden Pfiffe bei jedem Ballkontakt der Gäste hinterließen Spuren. Von der aggressiven Spielweise aus der deutschen Bundesliga war nichts zu sehen. "Man spielt nicht jedes Wochenende vor einer Kulisse, wo man auf fünf Meter nichts mehr hört", sagte Stefan Ilsanker.

Ein Funke Hoffnung bei Leipzigern

Besserung trat erst nach Seitenwechsel ein. Just als Leipzig zu erstarken schien, verweigerte das Fluchtlicht jedoch für zehn Minuten den Dienst. "In unserer Druckphase geht zufällig das Licht aus. Ich will keinem etwas unterstellen, aber die Gegenspieler konnten sich ausrasten, das hat es uns nicht leichter gemacht", sagte Ilsanker bei Sky. Hasenhüttl schöpfte zumindest aus den zweiten 45 Minuten Hoffnung: "Ich bin froh, dass wir in der zweiten Halbzeit eine Reaktion gezeigt haben."

Hasenhüttl gewann offenbar auch tiefe Einblicke in die mentale Verfassung seiner Spieler. "Für mich ist es als Trainer wichtig zu sehen, auf wen kann ich mich in solchen Momenten verlassen, wer steht trotzdem seinen Mann und ist bereit, sich dagegen zu wehren, was da auf dem Feld abgeht." Bei einigen Spielern sei das nicht so gewesen, aus welchen Gründen auch immer. Mit nur einem Punkt aus zwei Partien steht Leipzig jedenfalls schon unter Druck. Noch ist in Gruppe G der Zug aber nicht abgefahren. Porto überraschte beim letztjährigen Halbfinalisten AS Monaco mit einem 3:0 und hat als Zweiter nur zwei Punkte Vorsprung auf das Schlusslicht.

BVB als offenes Buch für Real

Die totale deutsche Pleite machte an diesem Tag Dortmund perfekt. In der Bundesliga Tabellenführer, wurden der Borussia von Titelverteidiger Real die Grenzen aufgezeigt. "Ein großartiges Spiel von Beginn bis zum Ende. Eine spektakuläre, brillante Partie", attestierte Zinedine Zidane seiner Truppe, die im Gegensatz zum BVB in der heimischen Meisterschaft eine Fehlstart erwischt hat. Toni Kroos erinnerte daran, dass man durchaus noch öfter hätte treffen können: "Taktisch waren wir gut, offensiv nicht", sagte er. "Wir hatten sieben bis acht Torchancen, daran müssen wir arbeiten."

Zidane bestätigte, dass der BVB für ihn ein offenes Buch war. "Wir haben die Borussia sehr genau beobachtet. Sie haben gespielt wie üblich zu Hause: sehr offen", berichtete er. "Sie haben gedacht, dass wir damit Schwierigkeiten bekommen könnten. Aber wir haben uns sehr gut darauf eingestellt." Und mit Cristiano Ronaldo, zuletzt schon wegen angeblicher Ladehemmung kritisiert, einen eiskalten Stürmer, der im zweiten CL-Spiel den zweiten Doppelpack erzielte.

Dortmund-Coach Peter Bosz, der nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 von einer Vierer- auf eine Dreierkette umstellte und volles Risiko ging, sah nicht die falsche Taktik als Ursache, sondern die unzureichende Umsetzung. "Wir haben sehr schlecht verteidigt", sagte der Niederländer nach der zweiten Niederlage, die das Weiterkommen schon jetzt akut bedroht. "Wenn man spielen will wie wir, muss man Druck machen. Wir kamen überall zu spät. Das war nicht das Dortmund-Niveau." Mittelfeldmann Nuri Sahin untermauerte das: "Wir haben ordentlich gespielt. Aber ordentlich reicht gegen Real nicht." (APA, 27.9.2017)