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Wie hoch die deutschen Rundfunkgebühren, eingesammelt von der GEZ, ab 2021 sein werden, hängt auch von den Grundsatzfragen ab, auf die ARD, ZDF und Deutschlandradio nun Antworten geben wollen.

Foto: dapd/ap/Roberto Pfeil

Berlin – Am Freitag überreichen der ZDF-Intendant Thomas Bellut und die ARD-Vorsitzende Karola Wille der Rundfunkkommission der deutschen Bundesländer die Berichte mit ihren Vorstellungen zum deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Zukunft. Auch vom Deutschlandradio kommt ein entsprechendes Papier.

Es geht darin um die Folgen der Digitalisierung, um die Möglichkeiten, durch mehr Kooperation Kosten zu sparen oder auch um die ganz praktische Frage, welche Rolle die Mediatheken künftig spielen sollen.

Rundfunkbeitrag indirekt auch Thema

Die Öffentlich-rechtlichen fassen diese Themen unter "Auftrag und Strukturoptimierung" zusammen. Dabei geht es nicht nur, aber auch ums Geld – und zumindest indirekt darum, wie hoch der Rundfunkbeitrag ab 2021 sein wird. Bis dahin ist er auf 17,50 Euro pro Monat und Haushalt festgelegt. Ob der Beitragssatz steigt und falls ja, um wie viel, hängt eben auch von solchen Grundsatzfragen ab, auf die ARD, ZDF und Deutschlandradio nun Antworten geben wollen.

Unstrittig ist, dass es Handlungsbedarf gibt, weil sich die Medienwelt insgesamt verändert. Anders als früher haben Zuschauer die Wahl, Sendungen zu vorgesehener Uhrzeit zu schauen oder einfach auf Abruf: Auf Tablets, Smartphones und Smart-TVs kann man die "Tagesschau" pünktlich um 20 Uhr verfolgen oder in der Mediathek die von vorgestern anschauen. Oder Sendungen sehen, die erst zehn Tage später ins Fernsehen kommen.

Die ARD hat außerdem bereits angekündigt, sie wolle dorthin gehen, wo die Nutzer sind – in den sozialen Netzwerken wie Facebook zum Beispiel oder bei Drittplattformen wie YouTube. "Funk" ist ein Beispiel dafür, das gemeinsame Angebot von ARD und ZDF für jüngere Zielgruppen, oder der noch ganz neue YouTube-Kanal für Reportagen und Dokumentationen vom WDR.

Private sehen Ausweitung kritisch

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) sieht eine Ausweitung des Programmangebots von ARD und ZDF im Netz kritisch. Bei seiner Mitgliederversammlung Anfang September in Berlin präsentierte der VPRT "Sechs Thesen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk". Eine davon lautet "Weniger ist mehr". Der Gesamtumfang der Programm- und Onlineangebote müsse "minimiert und die Vielzahl der Beteiligungen und kommerziellen Aktivitäten hinterfragt werden".

Der VPRT dringt auf eine "Strukturreform ohne Denkverbote" und verlangt unter anderem, eine Reduzierung der Werbung bei ARD und ZDF und eine Begrenzung des Telemedienauftrags – etwa bei der Frage, was die öffentlich-rechtlichen Sender wie lange in ihren Mediatheken zeigen dürfen. Die ARD sieht ihre Digitalangebote dagegen als Beitrag, ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachzukommen, alle Altersgruppen und sozialen Schichten über alle relevanten Mediengattungen zu erreichen.

"Kaum Entfaltungsmöglichkeiten" für Presserverleger

Kritisch sieht auch der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) das Engagement der öffentlich-rechtlichen Sender mit Blick auf digitale Angebote. Bei seinem Jahreskongress vor zwei Wochen in Stuttgart kritisierte BDZV-Präsident Mathias Döpfner "eine gebührenfinanzierte digitale Staats-Presse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt."

Den Zeitungsverlegern sind insbesondere Angebote in den Apps oder den Webseiten der Sender ein Dorn im Auge, die nicht nur aus Film- oder Radiobeiträgen bestehen, sondern zusätzlich aus Texten, die die Chancen eigener Bezahlangebote verschlechterten. In dem Punkt hält auch der BDZV das VPRT-Motto "Weniger ist mehr" für passend. Die Diskussion über all diese Fragen dürfte erst richtig losgehen, wenn die Rundfunkkommission die Berichte erhalten hat. (APA, dpa, 28.9.2017)