Verborgene Lebenswelten, zerklüftete Landschaften und brüskierte, von Unverfrorenheit gezeichnete Menschen zeigte 1967 das Trio Arbus, Friedlander, Winogrand.

Foto: Doppelseite aus "Arbus, Friedlander, Winogrand. New Documents 1967", fotografiert von Lukas Friesenbichler

1967 fand eine Ausstellung zeitgenössischer Fotografie, trotz epochaler Werke, sehr wenig Anerkennung. New Documents versammelte Diane Arbus, Leo Friedlander und Garry Winogrand. Es klingt ein wenig paradox, aber exakt 50 Jahre später erscheint ein Buch mit den damals erstmals der Öffentlichkeit präsentierten Bildern, quasi der Katalog besagter Ausstellung. Spitzfindig und ironisierend könnte man die Publikation als "Bilder keiner Ausstellung" apostrophieren, was aber eigentlich auch nicht ganz der Wahrheit entspräche. However. Mind the gap!

Abgesehen vom Timewarp, der sich naturgemäß ergab, unternimmt man eine Zeitreise Richtung Zeitlosigkeit. Denn sowohl die Ästhetik als auch die Perspektiven, die philosophischen und soziologischen Blickwinkel, die den Fotografien innewohnen, sind de facto jenseits jeder Zeit angesiedelt. Zudem begründete jene epochale Werkschau den späteren Weltruhm der drei Künstler. Im Gegensatz zu den Fotografen des New Deal ging es Arbus, Friedlander und Winogrand darum, mit Mitgefühl, mit Empathie und Sympathie Schwächen der Gesellschaft aufzuzeigen und einfache Menschen, oft Außenseiter und Outcasts, in ihrer Existenz und Einzigartigkeit zu würdigen.

Die Ergebnisse sind bis heute bestechend, von atmosphärischer Dichte. Warum es Jahrzehnte gedauert hat, bis man eine Publikation der legendären dokumentarischen Bestandsaufnahme in Buchform in Angriff nahm, ist nicht nachvollziehbar, andererseits gilt: Besser spät als nie! (Gregor Auenhammer, 5.10.2017)