In der Innsbrucker Gerichtsmedizin werden die DNA-Spuren in anonymisierter Form analysiert.

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Wien/Innsbruck – "Schmeiß nie etwas weg" – was Messies das Leben schwer macht, hat Andrea Raninger, der Leiterin der Abteilung Forensik und Technik im Bundeskriminalamt (BK), schon tausende geklärte Kriminalfälle beschert. Sie hortet in der DNA-Datenbank Tatortspuren, auch wenn diese noch nicht ausgewertet werden können. Denn es ist immer nur eine Frage der Zeit, wann der wissenschaftliche Fortschritt auch diese Nüsse knackt.

Seit heuer können auch sogenannte Mischspuren, also biologische Spuren von mehr als einem Verursacher, automatisch abgeglichen werden. "Aus forensicher Sicht sind das Rohdiamanten", sagt Professor Martin Steinlechner, Fachbereichsleiter für forensiche Genetik und Spurenkunde an der Uni Innsbruck.

Jack Unterweger

Der weltweit beachtete, wissenschaftliche Durchbruch kam pünktlich zum 20-jährigen Bestehen der polizeilichen DNA-Datenbank. Am 1. Oktober 1997 startete in Österreich die Sammlung von Tatortspuren und Mundhöhlenabstrichen von Verdächtigen. Von Anfang an waren die anonymen Analysen (Innsbruck) und die personalisierte Trefferauswertung (Wien) getrennt.

20 Jahre DNA-Datenbank in Innsbruck
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Initialzündung war eigentlich einige Jahre zuvor der Mordfall Jack Unterweger gewesen. Der damals leitende Ermittler des Wiener Sicherheitsbüros, Ernst Geiger, arbeitete erstmals mit einem Schweizer Gerichtsmediziner bei der Auswertung von Tatortspuren zusammen. Und Geiger, der heute im BK tätig ist, aber noch heuer in den Ruhestand treten wird, hatte Erfolg.

Sechs Millionen Datensätze in Europa

Die Erfolgsserie der DNA-Datenbank ging steil bergauf: 1998 wurden 149 Straftaten durch DNA-Abgleich geklärt, im Vorjahr waren es 2.397, heuer bisher 1.676. Insgesamt wurden bisher mehr als 26.000 Straftaten aufgeklärt, darunter zwei der drei Favoritner Mädchenmorde, die zwischen 1988 und 1990 begangen worden waren.

Das Bundeskriminalamt veröffentliche diese Timeline zur DNA-Datenbank.
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In der Datenbank sind heute 216.494 Mundhöhlenabstriche und 211.106 biologische Tatortspuren gespeichert. Über kooperierende Datenbanken in der EU hat Österreich Zugriff auf sechs Millionen Datensätze in Europa. Derzeit werden 37.000 Datensätze aus Österreich permanent in diesem Pool abgeglichen.

Jährlich werden hierzulande 4,2 Millionen Euro für Spurensicherung und DNA-Analyse aufgewendet, sagt Reinhard Schmid, Leiter des zentralen Erkennungsdienstes des BK. Für besondere Projekte, wie etwa um diese Jahreszeit die Bekämpfung von Dämmerungseinbrüchen, gebe es Sonderkontingente.

In Bälde soll eine weitere Expansion stattfinden. Derzeit wird ein Abkommen über einen DNA-Datenaustausch mit den Westbalkanstaaten vorbereitet. (Michael Simoner, 29.9.2017)