Die Armut zu bekämpfen ist eine ganz vorbildlich löbliche Aufgabe, an die sich nicht jeder heranwagt.

Es gibt auch viel zu tun: selbst wenn Österreich ein wohlhabendes, florierendes Land ist. Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf, Einkommen bestimmt immer noch über die Lebenserwartung und die Zukunft der Kinder.

Die Gesellschaft ist noch immer sozial suboptimal durchlässig, in eine bestimmte Schicht geboren ist es nur sehr schwer möglich, Positionen zu wechseln – was eine Verschwendung von Fähigkeiten und Chancen ist.

Glücklicherweise tritt Sebastian Kurz offenbar beherzt an, diese Widrigkeiten endlich zu beseitigen. Sein Vorschlag: Armut bekämpfe man am besten mit Eigentum. Blöd nur, dass man, ohne in ein wohlhabenderes Familiensystem geboren zu sein, keine Chance hat, sich ein solches zu erarbeiten. Eine Eigentumswohnung hilft bestimmt gegen hohe Mietausgaben im Alter, dem wird jeder gern zustimmen. Aber woher nehmen, wenn nicht besetzen?

Wer immer den Kanzlerkandidaten berät, sollte sich besser keine Anleihen bei Marie Antoinette nehmen, das kommt beim breiten Publikum erfahrungsgemäß nicht so rasend gut an. Mag sein, dass das Gras auf der Seite derer, die es gut erwischt haben, in ihrer eigenen Wahrnehmung nicht grüner ist, dass sie dieses Glück als Privileg und Anrecht interpretieren und Lebenslagen der anderen als deren Versagen.

Kuchen in der Eigentumswohnung schmecken jedenfalls besser als hartes Brot der frühen Jahre in Substandardmansarden. (Julya Rabinowich, 30.9.2017)