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Die goldene Mitte: Zitron-Beige bis Kupfer-Ocker.

Foto: AP/ Elise Amendola

Auch wenn es die Industrie nicht die Bohne interessiert, für viele Kleinunternehmer in Österreich ist der wichtigste Rohstoff nicht Erdöl oder Stahl, sondern der Röstkaffee. Zigtausende heimische Kaffeehäuser zelebrieren diesen Sonntag den Tag des Kaffees. Sie dürfen zufrieden sein, denn das Geschäft läuft gut. Mit einem Verbrauch von 7,8 Kilogramm Röstkaffee pro Kopf liegen die Österreicher unter den großen Koffeinjunkies der Welt.

Insgesamt wurden 2016 hierzulande fast 40.400 Tonnen Bohnen verbraucht. Das Volumen des heimischen Kaffeemarkts lag laut Euromonitor International im Vorjahr bei 755 Millionen Euro. Am beliebtesten ist bei den Österreichern weiterhin der traditionelle Filterkaffee. Doch steter Tropfen höhlt den Stein. Espresso und Kapseln holen Jahr für Jahr ein wenig auf.

Kleine, trendige Brüher setzten allerdings nicht mehr auf die Vollautomaten, sondern kredenzen frisch gemahlene handfiltrierte Single-Origin-Bohnenübergüsse – von Fair-Trade-Hochlandplantagen versteht sich. Dass Heißgetränke von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft werden, lässt Kaffeeliebhaber offenbar kalt.

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Für große Aufregung sorgt hingegen das von der IARC ebenfalls als "wahrscheinlich krebserregend" eingestufte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Zuletzt hat sich Bundeskanzler Christian Kern für ein Verbot des Herbizids in Österreich ausgesprochen. In wenigen Tagen berät die EU-Kommission, ob Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen wird. Davor wird die Position Österreichs im Nationalrat abgestimmt.

Die mangelnde Kooperation des US-Herstellers Monsanto mit der Kommission hat erstmals in der Geschichte der Union dazu geführt, dass Lobbyisten eines Konzerns Hausverbot erhielten. Während Umwelt-NGOs Sturm laufen, betonen Landwirtschaftsvertreter die Vorteile für heimische Agrarbetriebe. Große Bauernproteste gegen ein Verbot, wie jüngst in Frankreich, dürften in Österreich ausbleiben. Hauptabnehmer des Herbizids sind nämlich nicht kleine Betriebe, sondern die ÖBB und Kleingärtner im Kampf gegen den Löwenzahn.

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Ein anderes Karzinogen erregt indessen die Gemüter von heimischen Gastronomen. Mit der sogenannten Acrylamid-Verordnung, besser bekannt als "Pommes-Verordnung" will die EU ab Frühjahr 2018 die Entstehung des ebenfalls von der IARC in der Kategorie "wahrscheinlich krebserregend" eingestuften Acrylamid beim Backen und Frittieren verhindern; Kontrollen und Farbpaletten zum Nachweis der richtigen Bräunung inklusive.

Am Donnerstag versuchten ÖVP-Abgeordnete im Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments vergeblich, die Kommission zurückzupfeifen. Lediglich Leitlinien für die konkrete Umsetzung wurden von EU-Beamten versprochen. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl warnte daraufhin per Aussendung, die Acrylamid-Verordnung in Österreich nicht unnötig überzuerfüllen. Kein "Golden Plating" also. Oder in diesem Fall, keine Karatvorgaben für die Feinunze Fritten bitte! (slp, 29.9.2017)