Herber Dämpfer für Sebastian Vettel am Samstag in Sepang.

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Lewis Hamilton freute sich über seine 70. Pole Position.

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Sepang – 70. Pole-Position für Lewis Hamilton, Schock für Sebastian Vettel beim Formel-1-Grand-Prix von Malaysia. Während der am Freitag noch so souveräne deutsche Hamilton-Verfolger wegen eines Turbo-Defekts am Ferrari im Qualifying ohne Zeit blieb, fährt Hamilton im Rennen von ganz vorne los. Neben dem WM-Leader in Reihe eins steht Kimi Räikkönen.

Der finnische Ferrari-Fahrer wird damit im 15. von 20 Saisonläufen am Sonntag (9.00 Uhr MESZ, live ORF 1, RTL. Sky) zumindest vorerst nicht als Wasserträger für Vettel fungieren müssen. 28 Punkte liegt der Deutsche sechs Rennen vor Schluss bereits hinter Titelverteidiger Hamilton zurück und dieser Rückstand könnte sich nun selbst bei einer gelungenen Aufholjagd Vettels noch dramatisch vergrößern. Statt in der WM aufzuholen, muss Vettel am Sonntag in Sepang vorrangig Schadensbegrenzung betreiben.

Dabei hatte der Deutsche am Freitag noch mit Streckenrekord und einem Traumstart ins Hitze-Wochenende von Sepang los gelegt. Im Abschlusstraining am Samstag musste der Deutsche aber vier Minuten vor Schluss des FP3 zurück an die Box, danach wurde an seinem SF70 als Vorsichtsmaßnahme ein neuer Motor eingebaut.

Schadhafter Turbolader

Zwar wurde man damit in letzter Sekunde fertig für das Qualifying, nach einer späten Installationsrunde im Q1 brachte Vettel den leistungsschwachen roten Renner aber schnell wieder zurück an die Box und konnte diese danach nicht mehr zeitgerecht verlassen. Der (alte) Turbolader war offenbar das Problem, Vettel landete tatenlos und ungezeitet nur auf dem 20. und letzten Platz.

Nach dem jüngsten Start-Drama von Singapur, als beide Ferraris nach einem Startunfall früh ausgeschieden waren, droht Vettel damit der nächste Rückschlag. "Der Turbo hat keine Leistung mehr aufgebaut und wir konnten das Problem nicht mehr beheben", erklärte der 30-Jährige.

Zumindest verbal suchte der vierfache Champion für das Abschiedsrennen in Malaysia die Flucht nach vorne. "Wir haben im letzten Rennen gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern können. Zumindest haben wir Reifen gespart und können also voll auf Angriff fahren. Aber natürlich ist so etwas nicht ideal wenn du eigentlich spürst, dass du und dein Auto in Form sind."

Neunte Hamilton-Pole

Für Mercedes drehten sich die Dinge am Samstag hingegen ins Positive. Am Freitag wegen fehlendem Grip hoffnungslos hinterher, war bei anderem Wetter und dank geänderter Aerodynamik zumindest der "Silberpfeil" Hamiltons wieder top. Während Teamkollege Valtteri Bottas hinter den beiden Red Bulls über Startplatz fünf nicht hinauskam, rang Hamilton im Kampf um die Pole Routinier Räikkönen um 45 Tausendstel nieder und eroberte seine bereits neunte Pole in diesem Jahr.

Bei der letzten Sepang-Auflage steht er am Sonntag zum bereits fünften Mal und zum vierten Mal in Folge auf der besten Startposition. "Nach dem enttäuschenden Freitag hatten wir keine Ahnung, wie es heute werden würde", atmete Hamilton auf. "Für Sebastian tut es mir leid. Wir haben es aber herumgerissen, das Auto war großartig."

Teamchef Toto Wolff konnte nur noch den Kopf schütteln. "Wenn du hier den Reifen im richtigen Fenster hast, funktioniert er. Wenn nicht, bist du acht Zehntel hinten", erklärte der Österreicher die höchst unterschiedlichen Vorstellungen Hamiltons. Die Pole müsse für das Rennen aber nicht viel sagen. "Vor Q1 hätte ich noch gesagt, wir haben keine Chance. Dann kamen plötzlich die Wolken und der Reifen war im Fenster", sieht der Wiener das Rennen nicht als gegessen an. "Denn unsere Longruns waren gar nicht gut."

Mitleid mit Vettel

Mit Vettel litt auch Wolff mit. "Wenn alles gegen dich läuft, ist es nicht einfach", bedauerte er im ORF-Fernsehen. "Aber wir sind nicht hier, um Gefangene zu machen, auch wenn ein bissl ein schlechtes Gewissen mitschwingt." Auch Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda tat Vettel leid. "Das ist fürchterlich für ihn und Ferrari, ein Trauerspiel. Sowas kann uns ja auch passieren", meinte der Wiener. "Vom letzten Platz los zu fahren ist nicht lustig."

In Angriffslaune sind wohl beide Red-Bull-Piloten. Vor allem Max Verstappen, der seit diesen Samstag 20 Jahre alt ist. Im Vorjahr hatte Daniel Ricciardo vor Verstappen in einem dramatischen Malaysia-Rennen inklusive Hamilton-Out nach Motordefekt für einen Red-Bull-Doppelsieg gesorgt. (APA, 30.9.2017)