Android macht sich auf die Reise zu einer längeren Update-Versorgung – und holt sich dazu die Hilfe der Linux-Community.

Grafik: Google

Mit seinem Project Treble will Google das Erstellen von Updates für sein mobiles Betriebssystem Android deutlich erleichtern. Im Rahmen der Entwicklerkonferenz des Linux-Spezialisten Linaro lieferte Google Entwickler Iliyan Malchev nun neue Details zu diesem Unterfangen – und hatte auch eine nicht nur für Android-Nutzer erfreuliche Nachricht mitgebracht.

Sechs Jahre Support

Künftig werden bestimmte Linux-Versionen in einer Art erweitertem Langzeitsupport sechs Jahre statt bisher meist zwei Jahre lange gepflegt. Dies soll nicht zuletzt die Basis schaffen, um Android-Geräte länger mit Updates versorgen zu können, natürlich profitieren aber auch alle anderen Linux-Abnehmer von dieser Ausweitung. Die Wartung übernimmt dabei Greg Kroah-Hartman, der auch schon bisher für die "Longterm Kernel"-Pflege zuständig ist.

Kernel 4.4

Der erste Kernel, der von diesem ausgedehnten Support profitieren soll, ist der Kernel 4.4. Und an diesem zeigt sich auch gut, warum dieser Schritt notwendig ist: Erstmals Anfang 2016 vorgestellt, kommt diese Version gerade erst einmal in den aktuellen Top-Android-Smartphones des laufenden Jahres zum Einsatz.

Der gesamte Talk von Iliyan Malchev auf der Linaro Connect bietet viele Details zu Project Treble.
LinaroOrg

Der Grund für diese relativ langsame Übernahme von Linux-Versionen ist in der Art, wie das Android-Modell funktioniert, zu suchen. Üblicherweise läuft die Entwicklung so ab, dass Google einzelne Kernel-Generationen auswählt und für die jeweiligen Chiphersteller vorschlägt – üblicherweise der zu diesem Zeitpunkt aktuellste "Longterm Kernel". Diese nehmen diese Basis dann, um darauf basierend die Treiber für ihre neuesten Chips zu entwickeln. Bis all das dann in den ersten Smartphones landet, kann schon mal ein Jahr oder auch mehr vergehen. Wollen die Hersteller nun ihre Geräte länger sicher halten, müssen sie sich recht bald selbst um die Rückportierung von Bugfixes für den in den eigenen Geräten verwendeten Kernel kümmern – ein Aufwand, den viele scheuen.

Ein Kernel für alle

Neben all den anderen Verbesserungen mit Project Treble, das Teil von Android 8 "Oreo" ist, ist der ausgedehnte Support natürlich nur ein weiteres Puzzlestück, um die Versorgung mit Android-Updates zu verbessern. Als nächsten Schritt wolle man in Kooperation mit Chipherstellern wie Qualcomm daran arbeiten, dass ein einheitlicher Kernel für jeden Prozessor entsteht, der dann von allen Geräten genutzt wird, betont Malchev.

Vier Major Updates?

Die langfristigen Ziele von Google klingen jedenfalls reichlich ambitioniert. Laut Malchev sollen Android-Geräte künftig vier Major Updates bekommen, aktuell gibt es jenseits von Googles eigenen Geräten und einigen anderen Ausnahmen meist nur einen solchen großen Versionssprung. Auf Sicht soll Android dafür so modularisiert werden, dass es für alle relevanten Bereiche des Betriebssystems fixe Schnittstellen gibt. Damit könnten dann Dritthersteller all ihre Anpassungen vornehmen, ohne das Kern-Android verändern zu müssen, was es theoretisch sogar möglich machen würde, dass Google dessen Auslieferung zentral übernimmt. Angesichts des Umfangs dieser Arbeiten könnte aber wohl einige Zeit vergehen, bis all diese Pläne auch Realität werden.

Vier große Updates für Android-Smarpthones – das schwebt Google langfristig vor.
Grafik: Google

Spekulationen

Abzuwarten bleibt, wann – und ob – sich die aktuellen Verbesserungen rund um Android auch tatsächlich in einem verlängerten Support für Smartphone und Tablets niederschlagen. Der Umstand, dass als erstes der Kernel 4.4 gewählt wurde – und nicht wie die Slides von Malchev ursprünglich gezeigt hatten, Kernel 4.9 – darf aber durchaus zu Spekulationen anregen. Immerhin ist dies jene Kernel-Version, die aller Voraussicht nach auch bei der in wenigen Tagen kommenden, zweiten Pixel-Generation von Google zum Einsatz kommen wird. Eventuell trifft Google hier also die Vorbereitungen, um den Support für die eigene Hardware auszudehnen.

Fragen

Eine Anmerkung am Rande: Ganz richtig ist die Darstellung der Ausdehnung des Kernel-Supports von zwei auf sechs Jahre übrigens nicht, wie heise.de zurecht herausstreicht. Schon jetzt gab es immer wieder einzelne Kernel-Versionen, die deutlich länger als andere "Longterm Kernel"-Releases gepflegt wurden – aber nie von Android-Herstellern beziehungsweise den Chipherstellern genutzt wurden. Nun wird dies aber formalisiert, und wohl auch mit Google und der restlichen Android-Welt akkordiert. (Andreas Proschofsky, 1.10.2017)