Wien – Peter Puller war Journalist, er hat für die ÖVP gearbeitet, er war bei den Neos engagiert, er hat geschäftliche Kontakte zu Efgani Dönmez, der jetzt für die Liste von Sebastian Kurz kandidiert, und er ist jener Mann, der hinter den gefakten Facebook-Accounts stecken soll, mit denen die politischen Gegner der SPÖ im laufenden Wahlkampf diskreditiert werden sollten. Der Standard hat in den vergangenen Tagen mehrfach mit Puller gesprochen, zu den aktuellen Vorwürfen will er nichts sagen.

Es scheint klar zu sein, dass Puller, aus welchen Motiven auch immer, gemeinsam mit dem ehemaligen SPÖ-Berater Tal Silberstein und einem Mitarbeiter aus der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße die Kampagne mit den Facebook-Seiten "Wir für Sebastian Kurz" und "Die Wahrheit für Sebastian Kurz" geplant und umgesetzt hat. In welchem Auftrag, das bleibt offen. Die SPÖ behauptet, nichts davon gewusst zu haben. Der namentlich bekannte Mitarbeiter, der nach einem Fahrradunfall im Krankenstand ist, ist für die Partei derzeit offenbar nicht greifbar. Parteiinsider gehen aber davon aus, dass er nicht auf eigene Faust gehandelt hat. Wer der Auftraggeber ist und ob sich hier eine Kampagne verselbstständigt hat, bleibt vorläufig ungeklärt.

Bei Neos kennengelernt

Puller und Silberstein haben einander offenbar über die Neos kennengelernt. Silberstein hatte im Wien-Wahlkampf 2015 die Neos beraten, Puller hatte sich dort engagiert. Ein entsprechender Vertrag zwischen der PR-Agentur von Puller und den Wiener Neos wurde am Wochenende beendet.

Eine Querverbindung zur ÖVP gibt es über Dönmez. Die PR-Agentur von Puller hat einen gut dotierten Auftrag der Plattform Stop Extremism, deren Sprecher in Österreich Kurz-Kandidat Dönmez ist. Offenbar steht auch diese Geschäftsverbindung vor dem Ende. Puller stand in den vergangenen Monaten in engem Kontakt mit Dönmez, um eine Kampagne gegen den politischen Islam zu koordinieren.

Puller hatte 2005 für die steirische ÖVP als Pressesprecher gearbeitet, wechselte dann nach Wien und war unter anderem Pressesprecher und Kabinettschef von Beatrix Karl, die erst Wissenschafts- und dann Justizministerin für die ÖVP war. Derzeit ist Puller mit seiner Agentur selbstständig. (red, 2.10.2017)