Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich kaum etwas gebessert, da wird schon wieder gejammert: über den Fachkräftemangel. Die Arbeitslosigkeit ist mit 7,5 Prozent immer noch viel zu hoch, und da soll man schwer an gutes Personal kommen? Von der Hand zu weisen sind die Sorgen der Unternehmen nicht, wie auch das Arbeitsmarktservice bestätigt. Es listet 60 Qualifikationen als Mangelberufe auf. Vor eineinhalb Jahren waren es noch acht.

Das zeigt schon, dass das Phänomen Knappheit in vielen Bereichen kein Hirngespinst ist. Allerdings sind die Gründe recht heterogen. Das Gros der Arbeitslosen verfügt nur über einen Pflichtschulabschluss. Diese für die besonders gefragten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik) zu qualifizieren, gelingt nur in Ausnahmefällen.

Gleichzeitig gibt es ein regionales Problem – man spricht auch von Mismatch. Der Mangel besteht je nach gesuchter Anforderung nur in gewissen Regionen, wie das Beispiel Gastronomie zeigt. Hier sollte die Politik tabulos über neue Zumutbarkeitsregelungen nachdenken, die eine höhere Mobilität zur Folge haben könnten. Und da wären noch die Betriebe selbst, die in Sachen Ausbildung nicht selten die Hände in den Schoß legen, um dann den Fachkräftemangel zu beklagen. Die Zahl der Lehrstellen und Lehrbetriebe geht seit Jahren konstant zurück. Anders gesagt: Die Mängelliste in Sachen Fachkräftemangel ist eine lange. (Andreas Schnauder, 2.10.2017)