Wien – Über 12.000 Tier- und Pflanzenarten gelten in Europa heute als invasive Spezies, die von anderen Kontinenten eingeschleppt wurden. Nicht alle sind eine Bedrohung für die angestammten Organismen: Experten schätzen, dass rund 10 Prozent die biologische Vielfalt gefährden könnten. Für den Großteil dieser Arten liegen allerdings keine einheitlichen, EU-weiten Risikobewertungen vor. Ein internationales Forscherteam liefert nun einen konkreten Vorschlag dafür, welche dieser Arten in den nächsten Jahren vorrangig zu bewerten sind.

Die Wissenschafter, darunter auch Wolfgang Rabitsch vom Umweltbundesamt, empfehlen in einem Artikel der Fachzeitschrift "Journal of Applied Ecology" eine Rangfolge und schlagen einen ambitionierten Zeithorizont für neue Risikobewertungen vor. Demnach soll die Zahl der Risikobewertungen von derzeit 10-15 pro Jahr auf rund 50 Bewertungen jährlich erhöht werden. Bis zum Jahr 2018 sollten die wichtigsten 59 Arten einer vollständigen Risikobewertung unterzogen werden.

Von Mink bis Rotfeuerfisch

Das sind jene Arten, die nach einer ersten vereinfachten Bewertung vermutlich große negative Auswirkungen auf die Biodiversität haben können. Zu diesen Arten zählen zum Beispiel der Mink (Neovison vison), der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) oder der Indische Rotfeuerfisch (Pterois miles). Bis zum Jahr 2020 sollten weitere 148 Arten bewertet werden und bis zum Jahr 2030 rund 350 Arten.

Bei der Risikobewertung gebietsfremder Arten werden Biologie, Schadpotenzial, Einfuhrpfade, Managementmaßnahmen und assoziierte Kosten ermittelt. Fällt die Bewertung negativ aus, werden die Arten für eine Erweiterung der Liste der Arten von unionsweiter Bedeutung vorgeschlagen. Werden sie aufgenommen, sind Import, Haltung und Freisetzung dieser Arten in den Mitgliedsstaaten verboten.

Zwölf neue Arten auf der Liste

Im Jahr 2017 wurden zwölf neue Arten in die EU-Liste aufgenommen. Acht dieser Tier- und Pflanzenarten, die durch den Menschen eingeschleppt wurden und die biologische Vielfalt in Europa gefährden, kommen auch in Österreich vor. Einen Überblick über alle 49 Arten der Unionsliste und weiterführende Informationen zu gebietsfremden Arten bietet die Website www.neobiota-austria.at. (red, 3.10.2017)