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Wien – Im Jahr 2016 wurden in Österreich so viele neue Wohneinheiten geschaffen wie noch nie zuvor – das geht aus aktuellen Zahlen des WKÖ-Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie und des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) hervor.

Demnach erreichten die Wohnbaubewilligungen im Vorjahr mit 67.400 Einheiten einen historischen Höchstwert. In Neubauten (Einfamilienhäuser und mehrgeschoßiger Wohnbau) wurden laut IIBW 53.900 Wohneinheiten baubewilligt. Zusammen mit den Bewilligungen aus Sanierungen und in gemischt genutzten Neubauten kam man auf die erwähnten 67.400 Bewilligungen. "Dieser Wert stellt einen historischen Höchstwert dar und liegt nahe am Bedarf", erklärt IIBW-Chef Wolfgang Amann. Defizite gebe es allerdings nach wie vor im (leistbaren) "Economy-Sektor" und in den Ballungsräumen.

Förderausgaben gesunken

Die Förderausgaben sanken gleichzeitig auf 2,38 Milliarden Euro, was einem Minus von sechs Prozent gegenüber 2015 entsprach und "der tiefste Wert seit den frühen 1990er-Jahren ist", betonte Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des WKÖ-Fachverbands. Damit verliere ein wichtigstes wohnungspolitisches Lenkungsinstrument zunehmend an Bedeutung, so Pfeiler.

Darüber hinaus habe die Wohnbauförderung eine wesentliche wirtschafts- und gesellschaftspolitische Wirkung. "Der Wohnbauförderung ist es zu verdanken, dass die Neubauleistung in den Krisenjahren nach 2008 nicht eingebrochen ist und leistbarer Wohnraum geschaffen werden konnte."

2014 lagen die Förderausgaben noch bei knapp drei Milliarden Euro. Der Rückgang war insbesondere im Bereich Eigenheim und bei der Sanierung stark zu spüren. Die Sanierungsförderung ging um elf Prozent auf 580 Millionen Euro zurück. "Damit bleibt die Sanierungsrate auch unter dem politisch intendierten Niveau", konstatieren Amann und Pfeiler in einer Aussendung. Die Neubauförderung sank um 4,5 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro.

Weniger als 30 Prozent der Eigenheime gefördert

Bei Eigenheimen gab es im Vorjahr 5.200 Förderungszusicherungen, ein Rückgang von zwei Prozent. Das Niveau liegt damit um 38 Prozent unter dem Zehnjahresschnitt.

Der Förderungsdurchsatz, also das Verhältnis von Förderungszusagen zu Baubewilligungen, ist auf unter 30 Prozent abgerutscht. "In Kärnten und Wien werden Eigenheime praktisch nicht mehr gefördert", heißt es in der Aussendung weiter.

Der mehrgeschossige Wohnbau hingegen weise immerhin noch einen Förderungsdurchsatz von 60 Prozent auf und legte mit 22.600 Zusicherungen im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent zu.

"Skeptisch" über Verländerung

Die "Kompetenzverschiebung" im Wohnbau hin zu den Ländern, die – wie berichtet – ab kommendem Jahr für die Einhebung des Wohnbauförderbeitrags zuständig sein werden, sieht Pfeiler skeptisch. Der prognostizierte Bevölkerungszuwachs auf neun Millionen im Jahr 2020 bringe nämlich zusätzlichen Wohnungsbedarf mit sich.

Um diesen Bedarf auch künftig decken zu können, schlägt der Fachverband als bundesweite Maßnahme eine verkürzte Abschreibung auf Bauinvestitionen sowie eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bauprodukte und -leistungen auf zehn Prozent vor. "Beides kann Investitionsimpulse auslösen und leistbares Wohnen langfristig sicherstellen", so Pfeiler. (red, 3.10.2017)