Marc Janko nahm sich bei der Pressekonferenz kein Blatt vor den Mund.

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Marcel Koller zu den Journalisten: "Sie wissen offensichtlich mehr als ich, was nicht untypisch für die Situation ist."

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Wien – Das erst am Freitag stattfindende WM-Qualifikationsspiel zwischen Österreich und Serbien hat bereits einen Sieger, es ist Marc Janko. Ganz egal, ob der 34-jährige Stürmer trifft oder nicht, vielleicht kommt er ja gar nicht zum Einsatz. Der Mann ist jedenfalls der Beweis dafür, dass sich Fußball im Kopf abspielt. Und Sinn für Humor ist ihm auch gegeben. Angesprochen auf seine Schwierigkeiten bei Sparta Prag, Janko gehört nicht einmal dem Kader an, sagte er: "Ich spiele bei Sparta, aber keine Rolle. Das ist ein Politikum. In der Türkei ist es mir ähnlich gegangen, ich weiß nicht, warum es immer mich trifft."

Teamchef Marcel Koller hatte Janko am Dienstag zur Pressekonferenz mitgenommen, es war eine kluge Wahl. Über die Stimmung im Nationalteam kann nur gemutmaßt werden, sie könnte aber dem Wetter ähneln – grau, verregnet, trüb, kühl.

Koller: "Sie wissen offensichtlich mehr als ich"

Das Wissen, dass Koller nach sechs Jahren gehen muss, setzt wohl kaum zusätzliche Energien frei. Wobei Koller betonte, bis Vertragsende alles zu geben. "Ich spiele nicht den Profi, ich lebe den Profi." Es sollte sein letzter Lehrgang sein, am Montag wird noch in Moldau gekickt. Das Testspiel im November (voraussichtlich gegen Uruguay) wird vermutlich sein Nachfolger bestreiten, sofern bis dahin einer gefunden ist. Koller: "Sie wissen offensichtlich mehr als ich, was nicht untypisch für die Situation ist."

David Alaba, Martin Harnik, Marcel Sabitzer und Martin Hinteregger haben abgesagt, ein Schelm, wer Böses denkt. Koller ist kein Schelm, er lehnt Verschwörungstheorien und Spekulation ab. "Wir haben die Bestätigung bekommen, dass es gut ist, wenn der eine oder andere eine Pause bekommt. Sie wollen ihr Land nicht verraten."

Janko: "Für euch ist es halt ein willkommenes Fressen"

Auch Janko vertritt diese Ansicht: "Es gibt Gründe, warum sie abgesagt haben, und die möchte und werde ich glauben. Für euch ist es halt ein willkommenes Fressen." Marko Arnautovic ist verkühlt, er steigt erst ins Training ein.

Sieben Spieler aus der heimischen Bundesliga sind dabei, ein Rekord in Kollers Amtszeit. Fünf (Pervan, Lienhart, Wöber, Schobesberger, Knasmüllner) debütieren, das entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik. Warum sollte ihnen Koller noch die Ideen vermitteln? "Weil sie die Zukunft des österreichischen Fußballs sind. Ob mein Nachfolger andere Ideen hat, kann ich nicht beeinflussen."

Janko: "Was hat der Willi verbrochen?"

Janko ist gerade noch die Gegenwart, er hat in 65 Länderspielen 28 Tore erzielt. "Auch deshalb, weil mir Koller immer das Vertrauen geschenkt hat." Er werde nicht offiziell zurücktreten. "Solange ich Post vom ÖFB bekomme, werde ich erscheinen. Das soll keine Drohung sein. Wenn nicht, bleibe ich zuhause. Ich brauche kein Abschiedsszenario, mir muss niemand eine Vase überreichen."

Und Janko legte los, er kritisierte den Fußballbund ÖFB, warf ihm vor, mit seiner Entscheidung nicht das Ende der Quali abgewartet zu haben. "Der Stil ist beschämend. Ich frage mich, ob wirklich immer der Sport und die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund stehen. Koller verdient Respekt und Dankbarkeit."

Dass über Sportdirektor Willi Ruttensteiner öffentlich diskutiert werde, sei ebenfalls nicht okay. "Was hat der Willi verbrochen? Er hat mitgeholfen, einen der erfolgreichsten österreichischen Teamchefs zu installieren."

Koller: "Sie haben extrem viel Erfahrung"

Abgesehen davon sei der österreichische Fußball nach Koller in einem weitaus besseren Zustand als vor Koller. "Platz zehn in der Weltrangliste hat uns geschadet, diese Liste ist Unsinn. Wir müssen akzeptieren, dass sich Österreich nicht für jedes Großereignis qualifiziert. Wir müssen analysieren, dürfen uns aber nicht in der Suche verlieren."

Und dann wurde ein bisserl über Serbien gesprochen. Koller: "Sie sind die beste, konstanteste Mannschaft der Gruppe. Sie haben extrem viel Erfahrung und sind individuell stark. Sie lassen zwar Chancen zu, die der Gegner aber meistens nicht genützt hat, und sind vorne effizient." Das Happel-Stadion wird voll sein, 40.000 Karten wurden bereits abgesetzt, serbische Fans werden deutlich in der Überzahl sein.

Janko: "Die Stimmung wird geil sein." Als Tribute an Koller sehe er die Partie nicht. "Das kann keine zusätzliche Motivation sein. Jedes Länderspiel ist etwas Besonderes. Das habe ich im Kopf." (Christian Hackl, 3.10.2017)