Zur Folklore von Jubiläen gehört es zurückzuschauen. Das ist legitim, fördert meist aber doch nur zurecht Vergessenes an die Oberfläche. Die Wiener Band Sofa Surfers wollte diesen Fehler nicht begehen. Sie lädt am Freitag ins Wiener Flex ein, wo sie ihr neues Album 20 präsentiert. Das zelebriert zwar (mit zarter Unschärfe) das 20-jährige Bestehen der Band. Doch der Blick zurück bedeutet in dem Fall nicht, dass 20 ein Best-of-Album wäre. Es ist eine Mischung aus sogenannten Reworks und ein paar neuen Tracks. Reworks sind Stücke, die zwar schon einmal erschienen sind, an die die Surfer aber wieder Hand angelegt und sie einer neuen Behandlung unterzogen haben.

Die Sofa Surfers tauchten Mitte der 1990er auf. 1996 erschien unter dem Namen ein erstes Album, mit Transit (1997) ging es richtig los, nachdem zuvor die EP Sofa Rockers wegen eines Remixes von Richard Dorfmeister für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte. Das und die Aufmerksamkeit, die die elektronische Szene Wiens damals genoss, brachte die Karriere der Band auf Schiene. Und: Wolfgang Schlögl, Markus Kienzl, Wolfgang Frisch und Michael Holzgruber versuchten als welche der Ersten hierzulande, diese Clubmusik im Bandgefüge aufzuführen.

Dub hatte es ihnen angetan, doch anstatt beschaulichen Geblubbers orientierte man sich bald an härteren Herausforderungen. Das führte auf dem Album Encounters zu Kollaborationen mit Figuren wie dem Nuschelrapper Sensational, Mark Stewart oder dem Country-Dubber Jeb Loy Nichols und zeitigte weitgefächerte Resultate. (Jeb Loy Nichols River Blues ist einer jener Tracks, die nun auf 20 eine Neubearbeitung erfahren haben.)

Darüber hinaus komponierte die Band den Soundtrack zu der Wolf-Haas-Verfilmung Komm, süßer Tod. Schlögl veröffentlichte daneben diverse Soloalben als I-Wolf, ebenso Kienzl und Frisch. Kommenden Freitag kehren die Sofa Surfers wieder ins Flex zurück, das für die elektronische Szene damals eines ihrer Wohnzimmer war. (flu, 5.10.2017)