Diese Katze möchte nicht gestreichelt werden – spätestens nach der ersten Fehldeutung verstehen die meisten Menschen dieses Vokabel der Körpersprache der Feliden. Die Ausdrucksweise der Katze ist jedoch viel nuancierter.

Foto: NHM/Alice Schumacher

Nicht jeder Hund hat noch so viel Wolf in seinem Aussehen.

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Die Vorfahren von Hund und Katze: rechts der Wolf, links die Falbkatze. Die europäische Wildkatze im Hintergrund ist nur die Cousine unserer Hauskatze.

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Die interaktive Ausstellung lädt auf vielfältige Weise zum Mitmachen ein.

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Der Hund von Ossarn wurde in einem Kindergrab gefunden.

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An verschiedenen Stationen der Ausstellung können die Besucher ihr Wissen mithilfe von Simulationen und Spielen testen.

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Wien – Ein wirtschaftliches Risiko geht das Naturhistorische Museum Wien (NHM) mit seiner neuen Ausstellung nicht ein, denn bei diesem Thema sind alle Ingredienzen für einen Erfolg vorhanden: "Hund und Katz" heißt die neue Sonderschau, die ab Mittwoch im Haus am Ring zu besuchen ist, kurz und treffend. Denn um nichts anderes als diese beiden Begleiter des Menschen dreht sich die interaktive Präsentation in vier Sälen.

Seit mindestens zwanzig Jahrtausenden, wahrscheinlich aber schon bedeutend länger, ist der Hund an der Seite seines Herrchens. Die von der nahöstlichen Falbkatze abstammende Hauskatze hingegen hält sich ihren Menschen vermutlich erst seit rund 10.000 Jahren. Zum großen Teil haben die Menschen heute eine mehr oder weniger intensive Erfahrung mit den domestizierten Raubtieren. Die meisten werden für sich in Anspruch nehmen, Hund oder Katze einigermaßen zu verstehen. Doch wie gut kennen wir unsere liebsten Haustiere wirklich?

Wissen testen

An den verschiedenen Stationen der von der Cité des sciences et de l'industrie in Paris konzipierten Ausstellung können die Besucher ihr Wissen mithilfe von Simulationen und Spielen testen. Wie nehmen Hund und Katze ihre Umwelt wahr, und wie läuft die Kommunikation genau ab? Auf einem Slalomparcours kann man seine Laufzeit mit jener von verschiedenen Hunderassen messen, auch im Hochsprung können sich die Besucher üben und vergleichen. Wie die Tiere ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, kann bei einem Quiz herausgefunden werden, bei einem weiteren Spiel können die Besucher gegeneinander antreten, um die bestimmte Hunde- oder Katzenrassen zu erraten. Eine Bildergalerie zeigt den kulturellen Stellenwert der Tiere anhand ihrer Rezeption in der Kunst.

Ergänzt wurde die Schau mit eigenen Exponaten aus der Sammlung des NHM. Dazu gehört zum Beispiel das Hundeskelett von Ossarn bei Herzogenburg, wo 1983 in einer Schottergrube das endneolithische Grab eines Kindes gefunden wurde, dem ein Hund mitgegeben worden war. Das Tier stammt aus der schnurkeramischen Kultur, einer Zeit, in der noch keine Hunderassen ausdifferenziert waren. Eine Vitrine mit den Schädeln diverser Hunderassen zeigt anschaulich die enorme Vielfalt, die die vom Menschen gesteuerte Evolution des Haushundes hervorgebracht hat.

Mehr Hund als Wolf

Ein wenig Verspätung haben jedoch mehrere Eismumien aus dem Permafrost Sibiriens. Die zwei nur wenige Monate alten sogenannten Tumat-Hundewelpen dürften vor 12.460 Jahren bei einem Erdrutsch in Jakutien verschüttet worden sein. Es handelt sich bei ihnen eher bereits um primitive Hunde als um Wölfe. Dazu sind die beiden Höhlenlöwenbabys Uyan und Dina angekündigt, die 2015 in Russland gefunden worden sind. Diese spektakulären Tiere des zoologischen Instituts der russischen Akademie der Wissenschaften werden wohl erst ab kommender Woche zu sehen sein.

Garniert wird die Schau mit einem außergewöhnlich umfangreichen Begleitprogramm. Neben dem Standardrepertoire an Führungen für Kinder wie für Erwachsene werden auch aktuelle Ergebnisse der Verhaltensforschung von heimischen und internationalen Experten präsentiert. Ein Highlight stellt dabei der Auftritt des US-amerikanischen Verhaltensforschers Clive D. L. Wynne von der Arizona State University dar, der auf die Psychologie von Hunden und Wölfen spezialisiert ist. Auch das Clever Dog Lab der Veterinärmedizinischen Universität Wien stellt seine Forschungen vor. Hier werden die Fähigkeiten von Hunden mithilfe von Touchscreen und Eye-Tracker untersucht.

Termin mit Hundestaffel

Sogar lebendige Hunde werden dem Museum die Aufwartung machen: So gibt es einen Termin mit einer Krebssuchhundestaffel, die zur Krebsdiagnose eingesetzt wird, ebenso wie einen Auftritt ihrer Spürnasenkollegen vom österreichischen Zoll, die auf verschiedenes Schmuggelgut von Drogen bis zu Waffen spezialisiert sind. Bei einer weiteren Veranstaltung mit dem Verhaltensforscher Kurt Kotrschal zeigen Hunde und ihre Hundeführer ihr Können. Die Katzenliebhaber wiederum kommen mit den Filmen des Cat Video Festivals und der Vienna Shorts Agentur auf ihre Kosten.

Unvermeidlich in Zeiten des omnipräsenten Cat-Contents in den sozialen Medien ist schließlich der Fotowettbewerb "Instalove". Hier kann man Fotos der Lieblingskatzen und -hunde mit dem Hashtag #huk2017 auf Instagram hochladen. Sie sollen anschließend in der Ausstellung präsentiert werden.

Bis zum Sonntag kann man sich im NHM übrigens noch mehr Katzen ansehen: So lange läuft nämlich noch die Ausstellung Katzenkorb und Löwengrube, die die Rolle der Katze in der Kunst präsentiert. Und bei der Langen Nacht der Museen am kommenden Samstag dreht sich alles um die Beziehungen zwischen Tier und Mensch. Das NHM wird mit diesem Programm wohl erneut das Ranking der Besucherzahlen anführen. (Michael Vosatka, 3.10.2017)