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An Süße hat das Geschäft vieler Konditoren längst verloren. Die Branche ist hartumkämpft, Auflagen und Kosten steigen.

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Wien – Die Gebrüder Murauer gelten als Tiroler Institution und führen eine der größten Konditoreien Innsbrucks. Am Dienstag meldete der Familienbetrieb Insolvenz an. 100 Mitarbeiter sind betroffen. Sie arbeiten in fünf Innsbrucker Cafés – eine Backstube und zwei weitere Filialen sind in Rum und Hall.

Murauer häufte bei einem Umsatz von zuletzt rund 3,35 Millionen Euro einen Bilanzverlust von 597.000 Euro an. Der Cafébetrieb stagnierte, der Aufwand für Rohstoffe und Gehälter stieg, geht aus dem Insolvenzantrag hervor, der dem STANDARD vorliegt. Das Unternehmen spricht von einem übersättigten Innsbrucker Markt, von regelrechten Preisschlachten, aufgrund derer sich kein Deckungsbeitrag mehr erzielen ließe.

Schwere Kost

Dazu seien ständig neue gesetzliche Auflagen gekommen. Allein die Registrierkassenverordnung habe 60.000 Euro an zusätzlichen Kosten verursacht. Murauer führt zudem ein arbeitsgerichtliches Verfahren ins Treffen, das den Betrieb finanziell stark belastet habe.

Hauptgläubiger ist dem Kreditschützer Creditreform zufolge die Tiroler Sparkasse. Auch die Hypo Tirol ist betroffen. In Summe liegen die Verbindlichkeiten derzeit bei mehr als 470.000 Euro. Versuche, die Kehrtwende zu schaffen – von neuen Produkten bis hin zu anderen Öffnungszeiten und Investitionen ins Marketing –, scheiterten. Ziel ist es nun, zumindest einzelne Standorte zu sanieren, eventuell mithilfe von Partnern und einer Auffanggesellschaft.

Raues Umfeld

Alfons Wachter, Innungsmeister der Tiroler Konditoren, bestätigt das raue Umfeld für Dienstleister und sieht viel Frust unter Unternehmern seiner Branche. "Die Personalkosten sind hoch, die Möglichkeiten, flexibel zu agieren, gering, vor allem wenn man mehrere Filialen betreibt." Und der Staat tut aus seiner Sicht wenig, um die Situation zu verbessern.

Die Konzentration an Konditoreien und Cafés sei in Innsbruck nicht höher als in anderen Landeshauptstädten, sagt Wachter. Gerade im Raum Innsbruck mache der Einzelhandel mit seinen angeschlossenen Bistros kleinen Betrieben aber harte Konkurrenz. Von Preisen, die in vielen Touristenhochburgen zu erzielen seien, könne man dort nur träumen. "Ein großes Schiff unter diesen Umständen in eine neue Richtung zu lenken ist sehr schwierig." (Verena Kainrath, 3.10.2017)