Chefredakteur Stefan Apfl und Chefin vom Dienst Patricia Käfer feiern den ersten Geburtstag des neuen "Datum".

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Wien – "Datum" feiert Jahr eins nach seiner Wiederauferstehung. Im Oktober 2016 starteten die "Seiten der Zeit" nach Besitzerwechsel und Nachdenkpause neu. Die Bilanz seitdem ist für Chefredakteur Stefan Apfl "positiv bis großartig", wie er im APA-Interview sagt. Publizistisch gehe die Devise "Print first" ebenso auf wie das Bekenntnis zur Unabhängigkeit.

Ökonomisch sei das Magazin "nach einem erwartbar investitionsintensiven ersten Jahr auf dem richtigen Weg": "Das Ziel 2016 war, das 'Datum' zu retten. Das ist gelungen. 2017 ging es darum, es publizistisch und ökonomisch so auf die Beine zu stellen, dass es nachhaltig ist. Das hat geklappt. Wir liegen im Plan, es gelingt uns immer besser, aus Produktion, Verkauf und Vertrieb die Zukunft des 'Datum' nachhaltig zu finanzieren." Mit rund 5.000 Abonnenten war man im Vorjahr an den Neustart gegangen. Diese Zahl sei gestiegen, sagt Apfl, nennt aber keine Details. Von den im Schnitt 10.000 Stück Auflage pro Ausgabe gingen jedenfalls "mehr als 50 Prozent" direkt in den Aboversand.

Nach wie vor ein Print-Start-up

"Wir sind nach wie vor ein Print-Start-up", meint Apfl. "Das ermöglicht uns auf der redaktionellen Ebene eine grenzenlose Freiheit." Das Heft und "die Idee 'Datum'" hätten "nach wie vor einen Magnetismus" – sowohl für die Leser als auch für die Macher. Apfl und die Chefin vom Dienst, Patricia Käfer, streichen die Rolle des "Datum" als Talentschmiede hervor: Viele junge Journalisten hätten hier ihre ersten großen Texte veröffentlicht. "Wir arbeiten stark gemeinsam an Texten, an der Entwicklung von Geschichten – das ist ein wesentlicher Faktor unserer Arbeit."

Die Autoren werden ausnahmslos bezahlt, betonen Apfl und Käfer – im Gegensatz zu den Anfangszeiten des "Datum" ab 2004. Egal ob prominenter Autor oder Newcomer, das Zeilenhonorar ist das gleiche. Milch und Honig fließen freilich nicht im Gemeinschaftsbüro in Wien-Neubau, das sich das schlanke "Datum"-Team mit Grafikdesignern teilt. "Wenn das Ziel gewesen wäre, dass wir einen Porsche fahren und dicke Konten hätten, hätten wir es verfehlt", sagt Apfl. "Wer unabhängig ist, auf 'Print first' setzt und in einer Auflagennische unterwegs ist, für den ist das Jahr 2017 keine Boomtown." Zumal man einen General-Interest-Anspruch lebe, ergänzt Käfer. Und keine Agentur, kein Corporate Publishing betreibe, wie Apfl betont: "Unsere Überzeugung ist, dass wir unsere Energie und Ressourcen in das Kernprodukt stecken."

In Zukunft wachsen

Erklärtes Ziel für die Zukunft ist zu wachsen – das ist auch die Vorgabe von Investor Alexander Zach. Er und Apfl halten mittlerweile je 47,5 Prozent am Verlag, der Satzbau GmbH. Die Monopol Medien GmbH ("Biorama", "The Gap") hat ihren ursprünglichen Drittelanteil noch im Jahr 2016 auf fünf Prozent reduziert. Dass "Datum" eines Tages in einem größeren Medienverband landet, hält Apfl für unwahrscheinlich – auch wenn es entsprechende Angebote gegeben habe. "Man muss sich bei jedem Angebot – und solche gab es auch seit dem Neustart – überlegen, wie groß der Kompromiss wäre. Und ob wir sicherstellen könnten, dass unsere Form eines unabhängigen Qualitätsjournalismus weiter möglich wäre." Und das war bisher nicht der Fall, legt diese Aussage nahe – "das sehe ich auch so", sagt der Chefredakteur dazu.

Bei aller Liebe zum Print will man sich in der nahen Zukunft die Online-Distribution näher anschauen – Stichwort Einzelverkauf von Artikeln, sagt Käfer. Auf der Finanzierungsseite beobachtet man Trends bei "Medien mit vergleichbarem Anspruch". Subventionen erhält "Datum" keine. Dass die Reform der Presseförderung vorerst gescheitert ist, bedauert Apfl nicht nur für sein Magazin: Es gehöre "nicht die Quantität, sondern die Qualität belohnt".

Beste Werbung für "Datum" ist "Datum"

Geld für großangelegte Kampagnen auf dem Lesermarkt ist nicht vorhanden, aber vielleicht auch gar nicht nötig: "Die beste Werbung für das 'Datum' ist das 'Datum' selbst", sagt Apfl. "Es gibt tausende Leser, die uns noch nicht kennen. Diese Gruppe wird jeden Monat ein bisschen kleiner." Community-Management ist für Käfer daher ein weiterer Schwerpunkt der zukünftigen Aktivitäten: "Da gibt es Entwicklungspotenzial." (APA, 4.10.2017)