Das Projekt dient in erster Linie zur Marktforschung.

Foto: APA/dpa/Daniel Karmann

Wien – Bei Datenvolumen und diversen Partys ist sie bereits lange angekommen: die Flatrate. Im Einzelhandel handelt es sich dabei allerdings um ein Novum. Der Weekend-Verlag, ein Medienhaus mit Sitz in Linz, wagt sich diesbezüglich auf neues Terrain. Am Donnerstag startet im sechsten Wiener Gemeindebezirk das Projekt "Weekend-Markt" – der laut eigenen Angaben erste Flatrate-Supermarkt der Welt. Für 9,90 Euro sind ausgewählte Mitglieder berechtigt, monatlich 20 Produkte aus dem Sortiment zu beziehen.

Der Zugang zum Weekend-Markt ist allerdings begrenzt. 1.000 Mitglieder sind berechtigt, in der ehemaligen Zielpunkt-Filiale in der Liniengasse 11 einkaufen zu gehen. "In rund 14 Tagen waren alle Mitgliedschaften vergeben", sagt Weekend-Markt-Initiator und Geschäftsführer Thomas Perdolt. Wer noch nicht registriert ist, muss sich vorerst mit einem Wartelistenplatz begnügen. Auswählen kann man zwischen einer drei-, einer sechs- und einer zwölfmonatigen Mitgliedschaft.

Marktforschung als Ziel

Zweifelsfrei handelt es sich um einen unüblichen Zugang zu einem lang etablierten Geschäftsfeld wie dem Einzelhandel, die Idee dahinter ist jedoch klar ersichtlich: Es geht um Marktforschung und Datenanalyse. "Wir haben einen genauen Überblick, wer wann welche Produkte kauft. Diese Daten bereiten wir auf und geben sie an unsere Industriepartner weiter", erklärt Perdolt. Da jeder Kunde registriert ist, lasse sich eine derartige Datenanalyse relativ problemlos durchführen.

Geldfluss wie im klassischen Lieferant-Supermarkt-Verhältnis gibt es keinen. Produzenten stellen dem Weekend-Markt Waren zur Verfügung und bekommen dafür einerseits Werbung durch die Präsenz im Markt, andererseits einen aufgeschlüsselten Auszug darüber, wie gut sich die eigenen Produkte "verkaufen".

"Keine Ausschussware"

Das Sortiment setzt sich aus drei Kategorien zusammen. Der Fokus liegt auf Produkten, die erst kürzlich in den österreichischen Handel gekommen sind, dort noch gar nicht gelistet sind oder sich nicht ausreichend verkauft haben. Im Angebot stehen Lebensmittel, aber auch Haushalts- und Hygieneartikel. "Wir legen großen Wert auf qualitativ hochwertige Waren und möchten die Probierfreudigkeit unserer Kunden anregen. Wir bieten aber definitiv keine Ausschussware an", betont Perdolt.

Unter den knapp 100 Partnern des Weekend-Markts finden sich viele große Namen, die man aus dem Einzelhandel kennt. Firmen wie Red Bull, Vöslauer, Dr. Oetker, Schärdinger und BIC unterziehen ihre Produkte diesem neuartigen Markttest. Wenig überraschend stellen auch heimische Start-ups aus der Lebensmittelbranche wie Lobsters und Kaahée ihre Produkte zur Verfügung.

"Es handelt sich hierbei um einen vollkommen neuen Zugang für eine Marktanalyse. Man erreicht den Kunden ganz anders. Konventionelle Methoden wie eine Online-Umfrage oder ein Labortest sind im Vergleich viel aufwendiger und umständlicher", sagt Thomas Schwabl vom Weekend-Kooperationspartner und Marktforschungsinstitut Marktagent. Einen Online-Fragebogen bezüglich des Einkaufs und der Zufriedenheit mit den Produkten bekommen die Kunden dennoch.

Einzigartige Produkte in Österreich

Besonders stolz ist Geschäftsführer Perdolt auf "My Jom". Dabei handelt es sich um eine Tiefkühltorte, deren Boden aus einem Müsli-Honig-Gemisch besteht. "Wir sind weltweit die Ersten, die diese Torte verkaufen." Tilda, ein Hersteller von Basmatireis mit unterschiedlichen Geschmackssorten aus Großbritannien, will in diesem Testsupermarkt ebenfalls weitere Erkenntnisse über den österreichischen Markt gewinnen. (Andreas Danzer, 4.10.2017)