Der Erscheinungszeitpunkt hätte passender kaum gewählt sein können: Rund eine Woche nach der Bundestagswahl in Deutschland und der großen Europa-Rede von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bietet die neue Ausgabe der Europäischen Rundschau umfangreiches Material, um über die Zukunft der EU nachzudenken. Positiv stimmen die Texte allerdings nicht alle.

Am ehesten tut das noch der Schwerpunkt zu Frankreichs künftiger Rolle in der EU: Ex-Außenministerin Ursula Plassnik und ausgewählte deutsche und französische Journalisten reflektieren darin über die Chancen und Gefahren, die sich aus der Wahl Macrons vom Mai für die Union ergeben. Auch wenn sich die geschilderten Perspektiven durch die schwierige Regierungsbildung in Berlin nun etwas verschieben dürften: Einen ungewöhnlich fundierten und unaufgeregten Überblick über die Ausgangslage aus vornehmlich französischer Sicht bieten die Texte allemal. Zum fast gänzlichen Schwarzsehen laden hingegen die Beiträge ein, die der deutsche Diplomat Klaus Schrameyer über Politik und Rechtsstaat in Bulgarien und der Schriftsteller Miljenko Jergovic über die politische Verfasstheit des Westbalkan geschrieben haben. Schrameyer kommt zum Schluss, dass es "schwer" sei "den bulgarischen Wähler zu verstehen", Jergovic sieht gar Krieg heraufdämmern.

Abgerundet wird das unerfreuliche Bild von zwei dennoch äußerst lesenswerten Einschätzungen zur Außen- und Handelspolitik der neuen US-Regierung. (Manuel Escher, 5.10.2017)