Es ist fürwahr ein großes Problem, und es wird immer drängender. Österreichs Alleinerzieherinnen, 261.000 an der Zahl, geht es finanziell schlecht. 42 Prozent, über 100.000 Frauen mit Kindern, leben an der Armutsgrenze. Wenn das nicht alle Parteien wüssten, wäre das Thema im Wahlkampf gar nicht hochgekommen, denn Alleinerzieherinnen haben keine starke Lobby.

Also klang es höchst erfreulich, als sich alle Parteien im Puls-4-Talkstudio auf Initiative von Peter Pilz spontan bereiterklärten, das Kindesunterhaltsgesetz zu reformieren und auch den Mindestunterhaltsvorschuss durch den Staat zu erhöhen. Die Einigkeit hielt allerdings nicht lange. Es ist ja Wahlkampf, da gibt es andere Prioritäten.

Die ÖVP befürchtet, dass das Geld "ins Ausland fließen" könnte (wieso eigentlich, die betroffenen Kinder wohnen ja laut Statistik Austria in Österreich). Die SPÖ ist empört und will sich um "Mehrheiten bemühen". Ob unter diesen Umständen bis zur Wahl noch eine sinnvolle Reform herauskommt, ist zweifelhaft.

Das Problem liegt zudem tiefer. Denn die Frage, was Kinder brauchen, hat sich der Staat im Jahr 1964 zum letzten Mal gestellt. Die damalige Konsumerhebung samt Spezialauswertung ist bis heute Grundlage der "Regelbedarfssätze", an denen sich wiederum alle Unterhaltszahlungen orientieren. Es wäre, 53 Jahre später, höchste Zeit für eine neue Berechnung. (Petra Stuiber, 4.10.2017)