Joachim Brandl führt als Joachim Fuchs durch die Sendung.

Foto: Screenshot / ORF TVThek

Die "Tagespresse"-Macher (von links): Jürgen Marschal, Sebastian Huber und Fritz Jergitsch.

Foto: ORF/Hans Leitner

Wien – 212.000 Zuseher waren am Dienstag um 23 Uhr Zeugen, als es in ORF 1 hieß: "Einmischung aus dem Ausland: Erdogan verbietet Kurz Wahlkampfauftritt in Wien-Ottakring." Fake-News wie diese, sehr oft politisch verortet, haben die "Tagespresse" groß gemacht. So groß, dass sich der ORF einen TV-Ableger des Satireportals gesichert hat: "Tagespresse aktuell". Seit drei Wochen läuft die Show in der "Dienstagnacht". Im Gespräch mit dem STANDARD zieht "Tagespresse"-Gründer Fritz Jergitsch erste Bilanz: "Mit dem Start sind wir zufrieden, auch wenn es noch einige Baustellen gibt."

Mit Baustellen meint Jergitsch etwa die Aufnahmen im kleinen Studio, das rund 40 Personen Platz bietet. Die Mitarbeiter würden zwar sehr gute Arbeit leisten, aber: "Bei so wenig Platz im Studio für Publikum ist die Tontechnik eine große Herausforderung." Das manifestiert sich dann im akustischen Mantel der Show: "In einer Folge hat man jemanden irrsinnig laut lachen gehört."

Lacher als "Rhythmusgeber"

Und überhaupt: Die Lacher sind ein großes Thema bei den Zusehern: "Wir bekommen gemischtes Feedback. Viele stören sich an den Lachern." Warum sie nicht einfach weggelassen werden, erklärt Jergitsch mit ihrer Funktion: "Sie geben der Sendung den Rhythmus, die Atmosphäre."

Hatte "Tagespresse aktuell" zum Start noch durchschnittlich 302.000 Zuseher, so erreichte die dritte Sendung am Dienstag weniger Leute: 212.000. Der Marktanteil in der Zielgruppe ab zwölf Jahren sank von anfangs 20 auf zuletzt 13 Prozent.

Mit den Quoten ist Jergitsch dennoch zufrieden: "Sie passen, aber wir versuchen natürlich ständig, die Sendung zu verbessern." Neue Rubriken könnten etwa bisherige ersetzen, auch wenn die Finanzen den Spielraum limitieren: "Mit dem Budget müssen wir uns genau überlegen, was wir machen und was nicht."

Anspruch, aktuell zu sein

Das beschert dem Team um Fritz Jergitsch, Jürgen Marschal und Sebastian Huber derzeit 60-Stunden-Wochen und mehr. "Wir wollen natürlich auch nicht, dass die Webseite einschläft", sagt Jergitsch und erzählt etwa vom vergangenen Samstag, als die gesamte Sendung neu aufgesetzt werden musste, weil die Facebook-Geschichte der SPÖ aufpoppte. Die "News" sind zwar falsch, aktuell sollten sie dennoch sein.

Vorerst sind zwölf Folgen fixiert, ob es eine Fortsetzung gibt, können zum jetzigen Zeitpunkt weder Jergitsch noch der ORF sagen. Der ORF ist jedenfalls mit dem Auftakt zufrieden, auch wenn es für eine erste Bilanz noch zu früh sei: "Der Start war sehr gut, das Standing der neuen Show in der Community und beim Publikum war von Beginn an sehr vielversprechend", heißt es. Schwankungen bei Zuseherzahlen und Marktanteilen seien ebenso üblich wie inhaltliche Justierungen: "Das gehört zum Wachstumsprozess jedes neuen Formats." (Oliver Mark, 5.10.2017)