Gegenwart oder Vergangenheit – in welcher Zeit und welcher Stadt wird "GTA 6" angesiedelt sein? Worauf hoffen Sie?

Foto: Rockstar Games

Gesetzt den Fall, dass Rockstar Games das Westernspiel "Red Dead Redemption 2" nicht erneut verschiebt, wird 2018 wieder ein starkes Jahr für Fans der Open-World-Meisterschmiede. Den ersten Trailern nach scheint die Fortsetzung der Outlaw-Saga alle Finessen von Rockstars Produktionsqualitäten zu vereinen.

Die verspätete Veröffentlichung wirft jedoch Fragen auf, wie es mit den Fahrplänen der anderen großen Rockstar-Serien aussieht – allen voran "Grand Theft Auto" und dessen nächstes Hauptwerk "GTA 6". Denn zieht man alle Umstände in Betracht, könnte es gut sein, dass der nächste Teil des Gangsterepos generationsübergreifend erst zur nächsten Konsolengeneration um PS5 und Xbox Two auf den Markt kommen wird.

Was sagt die Vergangenheit?

Um einen Veröffentlichungszeitraum für "GTA 6" abschätzen zu können, gilt es wirtschaftliche und logistische Faktoren einzubeziehen. Unter der Grundvoraussetzung natürlich, dass Rockstar weiter an seinem Blockbuster-Franchise festhält.

Zwischen dem ersten 3D-Werk der Serie, "GTA 3" (2001), und "GTA 4" (2008) lagen sieben Jahre, wobei man dazwischen noch fünf weitere Ableger inklusive der Blockbuster "GTA: Vice City" und "GTA: San Andreas" herausbrachte. Die Entwicklung von "GTA 5" verschlang hingegen schon deutlich mehr Zeit, wodurch die Veröffentlichung erst 2013 – zum Ende der vergangenen Konsolengeneration bzw. zum Anfang der PS4 und Xbox One – erfolgte. Seither folgten lediglich Portierungen für die aktuellen Konsolen sowie den PC. Es scheint jedenfalls, als würde sich Rockstar nicht nach strikten Fahrplänen richten und seine Spiele dann veröffentlichen, wenn das Studio bereit dafür ist.

Ein absoluter Sonderfall

Zum einem Sonderfall machen die Entwicklung von "GTA 6" jedoch äußere Umstände. "GTA 5" ist mit rund 80 Millionen verkauften Exemplaren das mit Abstand erfolgreichste Spiel der Serie und eines der bestverkauften aller Zeiten. Hinzu kommt, dass "GTA 5" mit dem Multiplayer-Modus "GTA Online" die erste Fortsetzung ist, die nach dem Vertriebsmodell "Games as a service" funktioniert. "GTA Online" ist heute populärer denn je und bringt dem Herausgeber allein hunderte Millionen Dollar pro Jahr ein. Das dürfte auch der entscheidende Grund dafür sein, dass Entwickler Rockstar North seine ursprünglichen Pläne zu einer Story-Erweiterung von "GTA 5" zwischenzeitlich auf Eis gelegt hat und sich weiterhin voll auf die Produktion von neuen Inhalten für den beliebten Online-Modus konzentriert. Blickt man also rein auf die Charts und die In-Game-Erlöse, versteht man, weshalb die Entwickler keinen Stress haben, "GTA 6" frühzeitig herauszubringen.

In den nächsten zwei Jahren dürfte sich Rockstar ganz auf "Red Dead Redemption 2" konzentrieren.
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Ressourcenknappheit

Ein anderes Problem stellt sich bei der Verteilung der Entwicklungsressourcen. Rockstar betreibt als Teil des Mutterkonzerns Take-Two zwar nicht weniger als sieben Studios, doch an den Hauptwerken von "GTA" arbeitet nur der Hauptsitz Rockstar North selbst, der nicht nur weiterhin "GTA Online" mit immer neuen Inhalten beliefert, sondern nun auch Rockstar San Diego bei der Entwicklung von "Red Dead Redemption 2" unter die Arme greift. Der erste Teil des Westernspiels ist selbst so populär gewesen, dass man den zweiten Teil inklusive Online-Modus nun auf "GTA 5"-Dimensionen ausweiten möchte.

Aus rein ökonomischer Sicht betrachtet, dürfte Rockstar die nächsten zwei oder drei Jahre daher auf "Red Dead Redemption 2" fokussieren. Sollte das Westernspiel ähnlich erfolgreich werden wie "GTA 5" und "GTA Online", wäre es kontraproduktiv, hier mit einem weiteren großen Open-World-Spektakel selbst den Markt zu kannibalisieren.

Faktor Weltgeschehen

Eine weitere Komponente, die die "GTA 6"-Produktion beeinflussen könnte, sind die realen gesellschaftlichen Umstände. Sofern das nächste "Grand Theft Auto" abermals in der Gegenwart angesetzt ist, werden die Schöpfer als Meister der Gesellschaftssatire mit Sicherheit aktuelle Entwicklungen in ihre Arbeit miteinbeziehen. Sollte Teil 6 wiederum in der Vergangenheit angesiedelt sein, fallen diese selbstredend weniger ins Gewicht.

All diese Faktoren legen nahe, dass "GTA 6" noch wenigstens zwei oder drei Jahre in der Pipeline bleiben wird. Und dann würde sich der Titel um 2020 herum wie schon "GTA 5" abermals als Brückenschlag zwischen aktueller und kommender Konsolengeneration anbieten. Vier Jahre nach der PS4 Pro und drei Jahre nach der Xbox One X wäre die Zeit reif für neue Konsolen – wenngleich dies gewiss ein eigenes Thema zum Kaffeesudlesen ist. Von den Möglichkeiten, die die neue Hardware den Schöpfern dann bieten wird, kann man jedenfalls noch eine ganze Weile träumen. (Zsolt Wilhelm, 5.10.2017)

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